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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz durch den gewöhnlichen Boten mit einigen kleinen Geschäften zu unterhalten, wird mir zur annehmen Pflicht.

1) habe ich eine kleine Geldsumme, nicht zu verlangen, sondern anzubieten, welches letztere ein seltener Fall ist, und zwar folgendermaßen:

Wir sind bey der Museumscasse den Nschen Erben 750 Rthlr. schuldig. Ich weiß nicht, ob die Aufkündigung vierteljährig oder halbjährig ist. Diese Summe könnte gleich jetzt zurückgezahlt werden. Vielleicht nehmen sie die Creditoren an, da sie das Geld zu fünf Procent anbringen können, und wenn man ihnen auch noch vierteljährige Interessen nachzahlen sollte, so wäre es mir doch lieb, das Geld aus der [464] Casse los zu werden und in Circulation zu bringen, da es überall fehlt. Sie sehen ja ohnehin diese Leute und hätten wohl die Güte, ihnen darüber ein Wort zu sagen. Schriftlich und durch die dritte Hand kommt man nicht zum Zweck.

2)Was wegen des Wasserbaues an mich gelangt ist, wird wohl bis zum nächsten Frühjahr Anstand nehmen müssen, besonders da Goetze von hier weggerufen ist. Er hat vielleicht selbst bey E. E. seinen Jammer vorgestellt, daß er aus seiner hiesigen Existenz herausgerissen, nunmehr bey Buttstedt abermals die Wegebessern soll. Da bey außerordentlichen Fällen man freylich die Tüchtigen von allen Seiten zusammenberufen muß, so ist er, weiß ich wohl, nicht zu dispensiren. Insofern es aber möglich ist, ihn auch außer der Ordnung durch eine Remuneration zu erquicken, bitte gar sehr darum.

Übrigens ist es hier so stille, daß es mir selbst zu still scheint, der ich um der Stille willen herübergekommen bin. Indessen giebt es noch immer hier unbezwingliche thätige und hoffende Naturen, unter welchen mir Lenz das meiste Vergnügen gewährt.

Die sämmtlichen Gebirge Deutschlands kommen nach und nach mit ihren Suiten und Umgebungen dergestalt häufig an, daß man nicht weiß, wo man sie einquartiren soll.

Mich bestens empfehlend

Jena d. 1. Decbr. 1807.

G. [465]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9858-2