23/6485.

An Thomas Johann Seebeck

[Concept.]

[Weimar, 15. Januar 1813.]

Da zwischen uns einmal wieder eine bewegte Epoche Statt findet, so lassen Sie mich sogleich für das Überschriebene danken!

Die Stelle, die mir einzeln so sehr zuwider war, wird durch den Zusammenhang neutralisirt. Man sieht wohl was der Verfasser will, aber man sieht es nur durch und wenn es beliebt, der kann ihn mißverstehn. Hätte er das auf die Metamorphose der Pflanzen sich beziehende Gleichniß in Conjunctiv ausgesprochen, so sähe man gleich, daß er es zu seinem Zweck nur bedingungsweise annimmt, welches jedem Redner gar wohl erlaubt ist. Allein er spricht es positiv aus, und begünstigt dadurch den leidigen Irrthum, daß wir unsern Vorfahren nichts schuldig sind, ob er gleich, wie man im Zusammenhang sieht, das Entgegengesetzte sagen will! Haben Sie vielen Dank für die Mittheilung dieser Stelle, Hegel ist bey mir entsühnt; aber die Schuld fällt auf Troxlern und [246] dieser begeht den so oft wiederholten und fast unvermeidlichen Fehler, daß man bedeutende Stellen der Dichter und Philosophen einzeln aufführt, um etwas zu sagen, woran im Zusammenhange nicht zu denken ist.

Rizzetti und das Steinsalz werden angekommen seyn, für die übrigen Desiderata werde ich auch sorgen. Dank für alle Notizen, für den wiedergefundenen Entenmann und für alles Gute, woran Sie mich Theil nehmen lassen.

Beyliegendes über die Dopelbilder rhombischen Kalkspathes ruhte lange bey mir und ist durch Ihr schönes Prisma wieder belebt und bekräftiget worden. Es soll mich freuen, wenn das darin Gesagte mit Ihren genauern und schärfern Forschungen übereintrifft. Ich bin überzeugt, daß die genauere Betrachtung der reflectirten Bilder uns über die Doppelbilder und über die prismatischen Farbensäume, welches auch nur Schattenbilder sind, den besten Aufschluß geben wird.

Der Hoffnung, den Magnetismus an die elektrisch-chemischen und folglich auch an die Farbenwirkungen anzuschließen, kann ich nicht ganz entsagen. Ich sehne mich nach einem hellen Tage um gewisse Versuche durchzuführen. Wenden Sie doch ja Ihre Aufmerksamkeit von diesem Puncte nicht weg. Nach meiner Überzeugung wär die ganze Naturforschung für immer geborgen, wenn dieß gelänge.

[247]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Thomas Johann Seebeck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9868-D