6/1904.
An Charlotte von Stein
[Jena, 27. März.]
Zum guten Morgen meiner Lotte ein Paar Zeilen, da ich ihr leider nicht einmal werde guten Abend sagen können.
[258] Es ist mir ein köstliches Vergnügen geworden, ich habe eine anatomische Entdeckung gemacht die wichtig und schön ist. Du sollst auch dein Theil dran haben. Sage aber niemand ein Wort. Herdern kündigets auch ein Brief unter dem Siegel der Verschwiegenheit an. Ich habe eine solche Freude, daß sich mir alle Eingeweide bewegen.
Lebe wohl. Wie sehr lieb ich dich! Wie sehr fühl ichs in fröhlichen und traurigen Augenblicken. Antworte mir nicht, Aber laß mich in meinem Hause ein Wort von dir finden. Lebe wohl meine Lotte. Es geht mir nur so wohl weil du mich liebst. Sonnabend.
G.