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An Johann Friedrich Cotta

Mit der heutigen fahrenden Post sind die Druckerstöcke zu den Decken abgegangen, wovon ich hier einen Abdruck beylege und dazu folgende Bemerkungen mache:

1) Wäre nur das Wort Propyläen und die Zahl des Bandes und Stückes, wie ich solche schreiben lassen, einzusetzen, die nähere Bestimmung des Verlegers und Herausgebers steht besser auf dem inwendigen Titel.

2) Ferner bitte ich beym Abdruck auf das sorgfältige zu lassen, damit diese Probe unserer neuen Anaglyphik sich Ehre mache.

[269] 3) Da es manchmal nöthig ist die Form auszuwaschen, man den Kitt aber zu schonen hat, so nimmt man ein kleines Bürstchen und Terpentinspiritus um die Form zu reinigen, der Terpentinspiritus wird zuletzt mit lauem Seifenwasser wieder abgebürstet, weil man heißes Wasser und Lauge vermeiden muß.

4) Können Sie ein graulich Papier wie die Beylage zeigt etwa zur Decke erhalten, so würde sich der Abdruck noch besser ausnehmen. Es ist in Nürnberg zu haben. Sollte es aber zu spät seyn, so kann man auch zum Anfange eine andere Farbe, etwa die rothe von den Horen nehmen. Wir wollen überhaupt von Zeit zu Zeit mit unserer Decke changiren.

5) Wie ich nun mit diesen Stöcken unserm Institut ein kleines Geschenk mache, so wünschte ich Ihnen meine Aufmerksamkeit dadurch zu bezeigen, daß ich zur Flora ein paar ähnliche Stöcke schicke. Die Zeichnung ist schon gemacht, und ich will sehen ob ich bis zum neuen Jahrgange die Arbeit kann fördern lassen. Zu dem Schillerschen Almanach mußten wir diesmal noch Kupferstich nehmen.

Es sind indessen 5 Bogen der Propyläen angekommen und das ganze erste Stück wird nun nicht mehr lange ausbleiben, ich wünsche ihm ein gutes Gedeihen.

[270] Indem ich Theil an allem nehme, was Ihnen begegnet, so bedaure ich den Schaden sehr, der Ihnen durch das Verbot der Weltkunde zuwächst. Wäre es dem Redacteur möglich gewesen auch nur einen Schein von Unparteilichkeit zu erhalten und, durch irgend redekünstliche Wendungen, gelind vorzutragen was diesmal heftig, und für den verlierenden Theil schmerzlich und beleidigend hingestellt war, so hätte das Institut, das so viele Vorzüge hat, lange bestehen können. Ich wünsche daß Sie sich auf irgend eine Weise entschädigen mögen.

Ich werde nach und nach gern zu Ihren andern periodischen Unternehmungen etwas beytragen und erwarte nur welche Wendung Ihre neue Zeitschrift nehmen wird.

Leben Sie recht wohl, gedenken mein und grüßen die Ihrigen.

Weimar am 14. Sept. 1798.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9881-4