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An Johann Heinrich Meyer

Ich habe einen Brief an Wolf aufgesetzt, den ich in diesen Tagen wegschicken will.

Ich nehme nun alle meine Gedanken zusammen um unser viertes Stück nicht unwürdig zu füllen und dann will ich gleich, weil ich doch einmal dran bin ans fünfte denken.

Von Schillern hoffe ich lieber gar nichts. Er ist herrlich, in so fern von Erfindung und Durcharbeitung des Plans, von Aussichten nach allen Richtungen die Rede ist, und ich habe schon wieder diesmal, mit seiner Beyhülfe, zwey bis drey wichtige Grundlagen gelegt; aber Beystand zu einem bestimmten Zwecke muß man von ihm nicht erwarten und in dem gegenwärtigen Fall ist mirs gar nicht bang, alles steht von innen und von außen so, daß wir, nach dem Ausdruck unseres Freundes Cotta gar wohl hoffen können die Anstalt zu gründen.

Die neue Coalition ist wirklich lustig. Der gute alte Herr scheints will sein Kohlenfeuer lange conserviren, da er es so gewaltig mit Asche zudeckt.

[86] Ich habe die Arbeit unserer Freundin auch schon wacker vorgenommen. Ich corrigire mit Bleystift hin ein, um zuletzt wo ich mir selbst genug thun werde, die rothe Dinte anzuwenden. Ersuchen Sie das gute Kind ja alles mögliche zu thun und mir bald wieder einen Theil zu schicken; denn wenn wir nicht eifrig vorarbeiten, so giebt es zuletzt das seh ich schon voraus ein leidiges Zusammenstoßen.

Recht sonderbar ist es was die Frauenzimmer durchaus in der Kunst Undulistinnen sind. Die Dichterinn der Schwestern von Lesbos ist es keineswegs in der Zeichnung und Anordnung; aber äußerst in der Behandlung. Dadurch entsteht, bey den ohnehin sehr zarten Verhältnissen welche darzustellen sind, eine gewisse Undeutlichkeit, die man erst merkt wenn man das von dem Gedicht fordert was man sonst geneigt ist zu demselben hinzu zu bringen.

Was ich hier meyne werden Sie deutlicher verstehen wenn das Exemplar mit meinen Bemerkungen zurückkommt.

Sagen Sie mir doch was ist die gewöhnliche Suite von Gemählden wenn die Geschichte heiligen Josephs Pflegevaters vorgestellt wird.

Schicken Sie mir doch von den einzelnen Schwefeln etwa ein Duzend in Baumwolle wohl eingepackt von guter Kunst damit ich nur etwas vor mir habe das mir das Anschauen erfrischt. Leben Sie recht wohl.

[Jena] d. 10. May 99.

G. [87]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9885-B