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An Johann Christian Ehrmann
Ew. Wohlgeboren
haben mich seit einiger Zeit mit allerley Gutem aus allen Reichen der Natur und Kunst dergestalt überhäuft, daß ich für lauter Bewunderung nicht zum Danke gelangen konnte. Von den ernsthaftesten und wichtigsten Exemplaren des wunderbaren Minerals,[296] welches immer, wenigstens synonymisch, das Andenken unseres Freundes der mineralogischen Zukunft überliefern wird, bis zu Puppen und Vexirgläsern liegt alles, als das wunderbarste und erfreulichste Quodlibet, vor mir ausgekramt. Möchte ich nur auch dagegen mit etwas Angenehmen zu dienen im Stande seyn!
Leider ist die erste Ausgabe Werthers seit vielen Jahren nicht mehr in meinen Händen, auch hab ich sie kaum wiedergesehen. Vielleicht bin ich so glücklich, sie aufzutreiben, wo nicht, so erlauben Sie mir mit dem neusten Zwieback, wie er aus dem Ofen kommt, aufwarten zu dürfen. Zugleich bitte jedoch irgend eine gehabte Auslage mir gefällig zu melden; Dr. Schlosser wird solche ungesäumt berichtigen.
Die Hyalithe sämmtlich sind mir lieb und werth, der letzte jedoch über allen Ausdruck bedeutend. Der gute Müller, unser Universitätsfreund, ist mir durch sein wohlgerathnes Bild wieder recht nahe gekommen.
Hier wird aber ein Wunsch rege, den ich längst gehegt, Ew. Wohlgeboren möchten mit aus Ihrem glücklichen Gedächtniß mancherley Notizen über unsern gemeinschaftlichen Aufenthalt in Straßburg geben. Da Sie aus meinen gedruckten Bekenntnissen gar wohl gesehen haben, daß sich bey mir gar manche Gestalt und manches Verhältniß verwischt.
Die Münzen nehmen in meiner Sammlung einen ehrenvollen Platz ein. Ich habe sehr schöne Sachen, von dem 15. Jahrhunderte her bis auf den heutigen[297] Tag, hauptsächlich zu Kunstzwecken gesammelt. Haben Ew. Wohlgeb. vielleicht einiges Verhältniß zu dem Medailleur Becker vor dem Eschenheimer Thore? er hat sehr schöne Münzen von Bronze auch vom 15. und 16. Jahrhundert; wenn er um billigen Preis etwas abließe, was mit gerade fehlt, so hätte ich wohl Lust es zu acquiriren. Vielleicht haben Ew. Wohlgeb. Gelegenheit mir deshalb einige Auskunft zu verschaffen.
Weimar d. 20. März 1816.