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An Carl Friedrich Bachmann

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

säume nicht zu dem erhaltenen Preise meinen aufrichtigen Glückwunsch abzustatten. Eine solche Anerkennung [255] ist ehrenvoll und noch mehr dadurch bedeutend, daß wir erfahren, wo Gleichdenkende, Gleichgesinnte zu finden seyen.

Mir Vergnügen las ich sogleich [die] historische Darstellung, mich zu belehren, aufzuwecken, Gedächtniß und Erinnerung wieder zu beleben. Nun gelang ich aber in den dritten Abschnitt, wo eine vorher schon geahndete Differenz entschieden sich ausspricht. Hier mach ich Halt nach längst geprüfter Lebensregel: was mit mir übereinstimmt, bringt eine heitere Stunde; dem aber ein Ohr zu leihen, was mir widerstrebt, warte ich auf einen heitern Augenblick, wo ich mir selbst gewissermaßen gleichgiltig bin und auch wohl das Gegentheil von meinen Überzeugungen geschichtlich anhören mag. Der Menschenkenner sollte sich überzeugen, daß niemand durch seines Gegners Gründe überzeugt wird. Alle Argumente sind nur Variationen eines ersten festgefaßten Meinungs- Thema, deswegen unsere Vorfahren so weislich gesagt haben: mit einem, der deine Principien läugnet, streite nicht.

Mit dem guten reinen Wunsche, ein früheres freundliches Verhältniß fernerhin dauern zu sehen, unterzeichne mich mit Hochachtung.

Weimar den 2. Februar 1822.

[256]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Carl Friedrich Bachmann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-98D2-0