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An Katharina Elisabeth Goethe

Sagen kann ich über die seltsame Nachricht Ihres Briefs gar nichts. Mein Herz und Sinn ist zeither so gewohnt dass das Schicksal Ball mit ihm spielt dass es für's neue es sey Glück oder Unglück fast gar kein Gefühl mehr hat. Mir ists als wenn in der Herbstzeit ein Baum gepflanzt würde, Gott gebe seinen Seegen dazu, dass wir dereinst drunter sizzen Schatten und Früchte haben mögen. Mit meiner Schwester ist mir so eine starcke Wurzel die mich an der Erde hielt abgehauen worden, dass die Äste, von oben, die davon Nahrung hatten auch absterben müssen. Will [186] sich in der lieben Falmer wieder eine neue Wurzel, theilnehmung und befestigung erzeugen, so will ich auch von meiner Seite mit euch den Göttern dancken. Ich bin zu gewohnt von dem um mich iezzo zu sagen: das ist meine Mutter und meine Geschwister ppppp. Was euch betrifft so seegnet Gott, denn ihr werdet auf's neue erbaut in der Nähe und der Riss ausgebessert.

Schlosser soll mir das Buch Stuarts Finanz System von Lenzen, auch seine Schrifft über die Gesezgebung schicken. Der Vater kann ihm Poetas Graecos minores schicken sie stehen noch zu Hause in folio denck ich. Den Sophokles soll er mir schencken, ich hab ihn verlohren, oder soll ihn zu Geld anschlagen ich will ihn mit dem was ich für Petern restire bezahlen.

Meine Zahn und Backenwirthschafft will nichts bedeuten es hat sich ein Knötgen in der Kinlade gesezzt gehabt das aber nicht schmerzte und iezt vergeht.

Mein Haushalt fängt an sich zu ordnen, es ist einem in dem Gartenhüttgen, bald wie in einem Schiff auf dem Meere. Adieu. [Weimar, 16.] Nov. 77.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1777. An Katharina Elisabeth Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-991B-F