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An den Herzog Carl August

Eh ich von Carlsbad abreise muß ich Ihnen für Ihren lieben Brief dancken von dem ich eine Vorempfindung hatte und der mir viel Freude gemacht hat.

Möge Reise und Cur Ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn recht wohl bekommen! Bringen Sie uns alsdann noch einen geschickten Arzt mit; so werden wir mancher Sorge überhoben seyn.

Ich bin während meines hiesigen Aufenthalts in eine solche Faineantise verfallen, die über alle Beschreibung ist. Die Wasser bekommen mir sehr wohl, und auch die Nothwendigkeit immer unter Menschen[74] zu seyn hat mir gut gethan. Manche Rostflecken die eine zu hartnäckige Einsamkeit über uns bringt schleifen sich da am besten ab.

Vom Granit, durch die ganze Schöpfung durch, bis zu den Weibern, Alles hat beygetragen mir den Aufenthalt angenehm und interessant zu machen.

Wie voll es hier war wird Ihre schöne Correspondentin schon gemeldet haben.

Von Menschen zu reden enthalt ich mich bis zu meiner Rückkunft. Ich schäme mich wenn ich Ihren Brief ansehe und mich so ungeschickt zum schreiben fühle.

Ich dancke für Ihren herzlichen Antheil an dem Übel das mich zu Neustadt 8 Tage hielt, es war eine Repetition meiner letzten Kranckheit, wir wollen hoffen daß es seltner kommen werde.

Herder war recht wohl hier und auch meist zufrieden. Er hat sehr gefallen und man hat ihn auserordentlich distinguirt, besonders Fürst Czartorisky.

Die Fürstinn Lubomirska, seine Schwester ist erst vorgestern weg. Weil sie zulezt fast ganz allein blieb, hab ich meinen Aufenthalt um 8 Tage verlängert, sie ist eine interessante Frau, wird auch nach Weimar kommen und sie und ihr Bruder haben, halb Scherz halb Ernst, versichert daß sie ein Haus dort haben wollten um eine Zeit des Jahrs daselbst zuzubringen. Es wird sich darüber reden lassen und ich habe die Sache eingeleitet wie ich erzählen werde.

[75] Viel Glück zur neuen Bekanntschafft der schönen Engländerinn, wenn anders Glück genannt werden kann, wieder auf ein gefährliches Meer gesetzt zu werden.

Auch ich habe von den Leiden des iungen Werthers manche Leiden und Freuden unter dieser Zeit gehabt. Ich freue mich nun noch zum Schlusse auf das Bildgen das Sie mir bringen.

Die liebe Stein war meist wohl hier, und iedermann wollte ihr wohl.

Knebel war sehr lieb, treu und gut, er ist zu Imhofs der würcklich sein Gut verkauft hat und der, wenn man ihm einiges Agrement machte wohl nach Jena zöge. Knebel lässt sich's recht angelegen seyn um Ihnen auch etwas nütze zu werden und ich glaube daß wenn nur einmal ein Anfang ist; sich in Jena bald ein artiger Kreis versammeln soll.

Edelsheim ist vorgestern angekommen, und ich muß ihn leider verlassen. Er hat mir von Ihnen erzählt, und wir sind sonst im politischen Felde weit herumspaziert.

Morgen gehe ich weg, über Joachimsthal und Schneeberg nach Hause.

Treffen Sie auch glücklich wieder ein, und lassen Sie uns iede Neigung, Freude und Hoffnung beym Wiedersehn erneut empfinden.

Leben Sie tausendmal wohl.

Carlsbald d. [15.] Aug. 1785.

G. [76]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9922-E