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An Friedrich Maximilian Klinger

[Concept.]

Ihre sehr liebe Sendung kommt in dem Augenblick an, da ein Courier nach Petersburg abgeht, und ich erfreue mich höchlich sie sogleich zu erwiedern. Hier haben sie unser altes Frankfurt, in welchem Sie sich gewiß wieder erkennen werden, und mit Lust. Das ist der erste Theil, und im dritten erlauben [205] Sie mir, daß ich sie auch vorführe das räuchrige Zimmerchen neben der Klingelthüre war ein gutes Nest, wo manches brütete. Ich freue mich darauf, daß es Ihnen Spaß machen wird, wie ich mich aller der Eigenthümlichkeiten erinnere, aus denen so viel ausgegangen ist. Ihr immer noch wunderliches Siegel bürgt mir dafür. Möchten sie dem beyliegenden Blättchen eine recht freundliche Aufnahme gönnen! Ihr lieber Brief ist gleich eingeschaltet worden. Was soll's denn weiter als daß man das unmittelbare Andenken der Tüchtigen erhält. Können sie mir auch nur Namens-Unterschriften der Kaiser und Kaiserinnen, der Größten des Reichs, in Kriegs- und Friedens-Geschäften, der Akademiker, und bedeutender Menschen jeder Art, gelegentlich übersenden; so erzeigen Sie mir was außerordentlich angenehmes. Bisher habe ich die Art oder Unart gehabt alles Vergangene eher zu vertilgen als zu bewahren. Nun mag die Zeit des Bewahrens, wenn auch zu spät, eintreten. Mehr sag' ich nicht, aber ich bitte, da doch zwischen dem großen Petersburg und dem kleinen Weimar eine so liebenswürdige Wechselwirkung besteht, Niemanden wegzulassen der nicht etwas an mich bringe, und ich will das gleiche thun. Das Leben ist den Sibyllinischen Büchern ganz gleich; je knapper, je theurer. Leben sie wohl und gedenken mein, wie am Anfang und Mittel, so am Ende.

[Weimar] d. 8. Dec. 1811.

[206]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Friedrich Maximilian Klinger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9949-7