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An Friedrich August Wolf

Herr Jagemann hat uns zum Eintritt des Jahrs eine gar große Freude gemacht, daß er Sie uns so schön vergegenwärtige. Bild und Brief sind ihm durch den freundlichsten Empfang erwiedert worden. Haben Sie vielen Dank, daß Sie den Künstler so liebreich aufgenommen.

Ihrer weit aussehenden Arbeiten freue ich mich recht sehr, indem ich nun wohl auch hoffen kann, daß[91] sie auch noch mir zu gute kommen; nur thut es mir sehr leid, daß ich mit den Münzen nicht beystehen, nicht auch von meiner Seite etwas zu dem löblichen Werke beytragen kann. Die Zerbrechlichkeit, die Auslöschbarkeit der aufgeschriebenen Nummern, die Schwierigkeit, einen Theil auszuheben ohne das Ganze in Unordnung zu bringen, und noch manches andere verbietet mir, wie ich wünschte, behülflich zu seyn. Lasse Sie diese Rubrik offen, bis wir Sie wieder hier sehen, da denn durch gutes Gespräch manches gar geschwind gefördert werden kann.

Meine schönen Lauchstädter Vorsätze sind freylich sehr ins Stocken und Stecken gerathen, woran der musicalische Freund wohl die größte Schuld hat. Ich habe die Glocke hier noch nicht einmal aufgeführt, geschweige jenes Besprochene. Vielleicht gelingt es für Lauchstädt: denn es ist wohl billig, das Andenken eines solchen Freundes mehr als einmal zu feyern.

Wenn die lieben Preußen und gleich nicht die willkommensten Gäste sind, weil wir diesen Winter auch ohne sie ein theures Leben gehabt hätten; so muß es uns trösten, wenn wir vernehmen, daß im Königreiche selbst Kirch' und Altar nicht geschont wird. Indessen haben wir alle Ursache, das Regiment Owstien zu loben, das bey uns in Winterquartieren liegt. Man sucht von beyden Seiten die Unbequemlichkeit so gering als möglich zu machen.

[92] Von meinem Winterfleiße will ich nichts sagen, weil ich nichts weiß, ob ich ihn werde fortsetzen können. Unterbricht mich eine Rückkehr der alten Übel nicht, so sollten Sie innerhalb dieser drey bis sechs Monate manches sehen, das Ihnen wohl einiges Vergnügen machen wird.

Grüßen Sie Minchen schönstens von mir und den Meinigen und sagen mir manchmal ein Wort, wie Sie sich befinden. Mir ist immer angelegen zu wissen, wie es innerhalb Ihrer Mauern aussieht, aus denen Sie sich wohl schwerlich viel entfernen mögen.

Die Herren Loder und Klinger haben wir diese Tage gesehen. Hat sich Herr von Arnim bey Ihnen producirt? Haben Sie von seinem Wunderhorn einige Notiz genommen? Es ist eine recht verdienstliche Sammlung. Das Programm unsrer dießjährigen Ausstellung ist abgedruckt. Ich empfehle es gefälliger Aufmerksamkeit.

Sagen Sie an Frau Geh. Räthin Loder gelegentlich ein freundlich Wort von mir und gedenken mein.

W. d. 5. Jan. 1805.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1805. An Friedrich August Wolf. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A05-8