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An Rosine Städel

Auf das freundliche Schreiben meiner lieben Nichte vermelde sogleich, was sie wahrscheinlich in Verwunderung setzen wird, daß ich nämlich den ganzen Sommer zwischen Jena und Weimar zugebracht habe, ohne mich zu dem mir so eifrig angerathenen Carlsbad entschließen zu können. Ich müßte sehr irren oder mich hat ein Zug nach Süd-Westen von der Reise nach Osten abgehalten und nun macht mich das schöne Septemberwetter ganz unruhig, so daß mich nur sehr bedeutende Hindernisse von einem Besuch auf der Mühle oder in der Sandgasse abhalten können.

Das Meßgetümmel wird, wenn diese Witterung so fortdauert, sehr erfreulich werden. Zugleich muß ich[238] bekennen daß meine hiesigen Freunde an einer solchen Spätreise nicht verzweifelten, ja mir schon Aufträge ertheilten, mit deren Ausrichtung ich nun die lieben Freundinnen belästigen soll.

Man wünscht zwey silberne Leuchter, Augsburger Probe (13 löthig) und guter Form und möchte etwa zehn Carolin daran wenden. Thun sich die Silberläden auf, so haben Sie die Gefälligkeit dieses kleine Geschäft des Luxus zu besorgen, da Sie so manche Bemühung menschlicher Noth und Bedürfniß widmen. Freund Willemer eröffnet mir ja wohl so lange seine Casse, bis dieser Auftrag und einige andere womit ich die Freundinnen plagen werde vorüber sind. Haben Sie irgend ein Bedenken, so bitte mir's anzuzeigen.

Frau Gräfin Henckel kommt heute hier an und ich werde mich sogleich von meiner lieben Nichte unterhalten. Tausend Empfehlungen auf der Mühle

herzlichst

Weimar den 4. September 1817.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Rosine Städel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A44-9