49/191.

An Johann Christian Mahr

Ew. Wohlgeboren

hätte schon längst meinen besten Dank abstatten sollen für das letztere mit dem ersteren correspondirende Stück jenes seltenen Fossils; davon bin ich abgehalten worden durch die Absicht, etwas Bedeutendes von Bemerkung hierüber mitzutheilen. Ich halt es nämlich für einen höchst wichtigen Übergang vom Farnkraut zum Cactus, durch Anastomose der Zweigblätter; ich habe hiernächst in der unterirdischen Flora annähernde Beyspiele gesucht, welches aber durch Zeichnungen erläutert werden müßte. Dazu habe ich noch nicht gelangen können und behalte mir vor, sobald ich meinen Zweck erreiche, davon Mittheilung zu thun.

Es ist übrigens höchst merkwürdig daß in soviel Jahren dergleichen hier nicht vorkommen. Man sieht daraus wie löblich es ist, wenn die Beamteten auf einem solchen Grade von Kenntniß stehen, um nicht allein das Gemeinnütze, sondern das auch im Allgemeinen Nützliche beurtheilen zu können.

Durch den Sohn des Herrn Cotta in Tharand kommen die sogenannten Staarsteine im weitesten Umfang zur Sprache; ich habe dergleichen, theils roh, theils angeschliffen, durch den abgeschiedenen Herrn[278] Bergrath Voigt früher empfangen, weiß aber nicht ob sie in Kammerberg und Manebach vorgekommen, welches ich kaum glaube; worüber Ew. Wohlgeboren mir ja wohl einige Auskunst geben können.

Meine Naturstudien waren geistig zwar immer zusammenhängend, in ihrem Vorschreiten aber immer desultorisch, so daß ich mir den Gewinn irgend einer Mittheilung immer nach dem Verlauf einiger Zeit erst zueignen konnte.

In der Hoffnung, Sie nächstens bey uns zu begrüßen oder, wenn Glück und Witterung begünstigt, mich mit Ihnen einmal wieder in Ihren Gebirgen zu erfreuen, wünsch ich das Allerbeste und empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Weimar d. 15. März 182.

J. W. v. Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1832. An Johann Christian Mahr. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A7D-D