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An Sophie von La Roche

Wie werth ist mir Ihr leztes herzliches, wie werth alles was Sie mir seyn können. Ich lag zeither, stumm in mich gekehrt und ahndete in meiner Seele auf und nieder, ob eine Krafft in mir läge, all das zu tragen, was das ehrene Schicksaal künftig noch mir und den meinigen zugedacht hat; ob ich einen Fels fände drauf eine Burg zu bauen, wohin ich im lezten Nothfall mich mit meiner Haabe flüchtete. – Liebe Mama, ich gönne Ihnen die Stunden des Unmuths und Jammers, es ist Erleichterung wie die Ergiessung im Gebet, aber wenn Sie dann auch aufstehen davon, erlauben Sie Ihrem Herzen eine freye Aussicht über all das Glück, das Ihnen in Ihren übrigen bereitet ist, und das vielleicht noch über den unglücklichen Engel waltet. Leben Sie wohl, und dencken mein in Freud und Leid. [Frankfurt] am 21. Okt. 1774.

G. [202]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1774. An Sophie von La Roche. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9ADE-2