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An Christiane Vulpius

Stäfe am 13. Octobr. 1797.

Ich will die heutige Post nicht versäumen dir zu sagen, daß wir von unserer Berg und Seereise glücklich zurückgekommen sind. Wir haben 11 Tage dazu gebraucht und manchen sauern Stieg zurückgelegt aber auch manche angenehme Stunde gehabt, nun wird eingepackt und alles in Ordnung gebracht um unsere Reise über Zürch und Basel zurück nach Frankfurt anzutreten. Du schreibst mir nun auf diesen Brief nicht weiter bis du vernimmst wo mich deine Briefe sicher treffen können. Ich habe dir seit Frankfurt oft geschrieben und will ein Verzeichniß meiner Briefe hierhinten anschreiben lassen. Aber ich begreife nicht wie es zugeht daß ich seit Frankfurt keinen Brief von dir erhalten habe? von Schillern habe ich alle acht [323] Tage Briefe, durch Cotta, und meiner Mutter habe ich doch auch die Addresse an Cotta gelassen und sie gebeten mir alles dahin nachzuschicken. Ich bin zwar nicht unruhig darüber, denn es wird sich wohl aufklären, aber ich hätte doch gewünscht unter der Zeit etwas unmittelbar von dir zu hören und zu sehen. Beunruhige dich auch nicht darüber, denn es hilft doch nicht, besonders da ich bald von hier weggehe. Ich bin recht wohl und vergnügt und Meyer ist's auch, wir wünschen beyde bald bey dir zu seyn. Wir sind jetzt daran verschiednes von Mouslin zu kaufen, können aber nicht recht einig werden, ich wollte du wärest selbst da, daß du dir was aussuchen könntest, ich denke aber wir wollen nicht das Unrechte wählen.

Es ist jetzt Weinlese hier und ich wollte wohl daß du mit dem Kleinen auch daran Theil nehmen könntest. Bis vor einigen Tagen haben wir sehr schön Wetter gehabt und die Lage des Ortes ist gar anmuthig. Laß dem Herrn Geheimde Rath Voigt durch den Kleinen eine Empfehlung sagen daß ich von der Bergreise zurück bin und nächstens schreiben werde.

Grüße und küsse mir das liebe Kind, auch alles im Hause grüße. Behalte mich lieb, ich dencke immer an dich und wünsche dich zu mir. In acht Tagen hörst du weiter unsern Entschluß und wie es mit unserer Reise werden kann. Adieu mein gutes liebes Kind.

G.


[324] Ich habe auch ein Paar Docken vom schönsten Hanf eingepackt, damit die Spinnerinnen auch dieses Material kennen lernen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9B17-7