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An Johann Heinrich Meyer

Weimar den 17. Aug. 96.

Dieses Blatt soll heute nur Beylage zu der Idylle werden, der ich eine gute Aufnahme wünsche, sie eröffnet den Schillerischen Musenalmanach und ist dieses Frühjahr in Jena zu Stande gekommen. Ich habe noch manches andere im Sinne, wozu sich aber bis jetzt noch keine Stimmung finden wollen.

Indessen die Franzosen an der Donau sind, macht sich unsere Situation noch ganz leidlich. Die sämmtlichen sächsischen Contingenter sind zurück und es ist ein Cordon vom Voigtland an bis nach Creutzburg, am Thüringer Walde her, gezogen und in dieser Positur hofft man sächsischer Seits, durch preußische Meditation, gleichfalls zur Neutralität zu gelangen. Das ist das neuste, und wie Sie sehen, nicht das Schlimmste.

Für die Römischen Wundergeschichten danke ich, schicken Sie doch manchmal ein Stückchen Florentinischen Zeitung, damit man wenigstens einen Blick in die Italienischen Zustände thun möge.

[164] Wieland schreibt aus der Schweiz: Daß Sie schon am Zürcher See angelangt seyen und daß er hoffe Sie ehster Tags zu sehen. Ich freue mich indessen Sie vor den florentinischen Kunstbilder zu wissen, möchten Sie doch noch lange dabey verweilen. Nehmen Sie, wenn Sie mit dem Raphael fertig sind, ja die Arbeit vor, zu der Sie den meisten Trieb fühlen; es wäre fürtrefflich wenn Sie den interessanten Theil aus Michelagnolos Bild wählten. Schreiben Sie mir doch auch so ein bißchen über die Lebensweise in Florenz und wie man aus eine leidliche Weise sich mit Quartier und Kost einrichtete, freylich eine hübsche Wohnung müßten wir haben, etwa auf den Arno hinaus. Doch davon künftig mehr wenn es wirklich möglich ist, daß ich mich in Bewegung setze.

Über Ihre schematisirte Rezension des kleinen Bildes sage ich nächstens mehr, wenn ich sie besser werde studirt und mit unsern Rubriken zusammengehalten haben. Aus alle Weise scheint mir eine solche Beschreibung die einzig nützliche, denn obgleich niemals dadurch eine Anschauung erweckt werden kann, so sind doch darin alle Elemente des Urtheils enthalten und ist also sehr viel geleistet.

Ich gehe heute nach Jena um mit Schillern manches zu besprechen und zu berathen, wobey wir Ihrer im besten gedenken werden. Die Hausfreundin grüßt und wünscht Ihnen bald wieder eine gute Suppe zu kochen und Sie aufs beste zu pflegen, welche [165] frommen Wünsche denn freylich, leider, mit den unsrigen in Widerspruch stehen.

Nächstens schreibe ich mehr und schicke noch einige Blätter vom neuen Almanach und wünsche bald wieder von Ihnen zu hören.

Cotta schreibt, Tübingen habe wenig gelitten.

Das Hauptquartier des General Jourdan war am 10. in Erlangen. Es ist eine Erklärung von ihm da, daß er, bis zur Ankunft einer Erklärung vom Directorio, die sächsischen Lande nicht berühren wolle. Er konnte sie um so mehr von sich stellen, als es ohnehin sein Weg nicht ist.

Den 18. August 1796.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9B58-8