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An Johann Friedrich Rochlitz

Sie sind überzeugt daß ich herzlichen Antheil an dem sonderbaren Glückswechsel nehme, der Sie so unvermuthet betroffen hat. Da dieser Faden gerissen ist so säumen Sie ja nicht andere wieder anzuknüpfen und wäre es auch nur zuerst sich zu zerstreuen. Mögen Sie mir manchmal schreiben, so soll es mir angenehm seyn. Ich bin zwar nicht der beste und treuste Correspondent, indessen ließe sich ja wohl manchmal etwas über dramatische Kunst verhandeln, in der Sie schon die artigen Proben gegeben haben.

In eben dem Sinn wiederhole ich meinen Wunsch daß Sie um den ausgesetzten Preis mit concurriren möchten. Denn indem Sie das thun, regt sich denn doch eine kleine Welt in Ihrer Einbildungskraft und zieht Sie ab, von andern Gedanken, die sich Ihnen in der Zeit vielleicht aufdringen würden.

Das kleine neue Stück gedenke ich, ohne Nahmen, aufführen zu lassen, nicht weil ich es für geringer halte als das Vorige, sondern um desto reiner zu sehen welchen Effect es thut.

Ich werde einige kleine Veränderungen daran machen und Ihnen kürzlich alsdann die Ursachen anzeigen.

Für das überschickte Geld folgt hierbey die Quittung. Unsere Canzleyleute werden sich für den reichlichen Überschuß einen guten Feyertag machen.

[165] Manches was ich über Ihren Fall schreiben könnte weiß sich ein gebildeter Mann selbst zu sagen, einiges, das ich aus meiner langen Erfahrung wohl darüber sagen möchte, darf ich nicht schreiben. Vielleicht treffen wir bald irgend wo zusammen und mein Vertrauen soll dem Ihrigen von Herzen begegnen.

Gehen Sie, mit völlig wieder erlangter Gesundheit, ins neue Jahrhundert hinüber und nehmen Sie, wie bisher, mit Geist und Talent an demjenigen Theil was etwa den Menschen zunächst bescheert seyn mag und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Jena am 25. Dec. 1800.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Johann Friedrich Rochlitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9BA0-4