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An Charlotte von Stein
[Apolda, 30. und 31. December 1778.]
Apolde d. 30 nachts halb zwölfe.
Warum ich Ihnen einen Boten schicke weis ich nicht, ich hatte ihn eh bestellt als ich wußte was ich Ihnen sagen wollte also wirds wohl beym alten bleiben. Sie waren sehr gut dass Sie mir was mitgaben, ich war gekommen Sie drum zu bitten und schämte mich vor Ihrer Mutter. Eigentlich hätt ich ein Halstuch gern gehabt, doch wollt ich nichts sagen und die Schleife war mir auch lieb, und iezt sehr lieb da ich von Ihnen weg bin. Es ist alles zu Bette. Seckendorf raucht noch eine Pfeife, und ich will auch [266] schlafen. Geben Sie dem Boten nichts mit er trifft uns nicht mehr.
Den lezten früh halb sieben. Wir sind wieder fix und erwarten den Tag. Ihrer Schleife hab ich einen schönen Guten Morgen aufgeküßt, und den lieben Knöpfgen, indess die Geschwister mit Ihnen noch ruhen. Adieu liebste. Ich hoffe Sie recht wohl wieder zu finden. Grüsen Sie Steinen und Frizzen. Adieu beste.
G.