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An Johann Friedrich Cotta

Sie erhalten, mein werthester Herr Cotta, das am 19. September aufgeführte Vorspiel, für das Morgenblatt, mit einer Nachschrift, welche hinterdrein abzudrücken bitte.

Indem ich Ihnen nun von der ästhetischen Seite, was wir haben und hervorbringen, gerne mittheile, auch sonst von andern öffentlichen Dingen einiges nachkommen soll; so muß ich nochmals ausdrücklich bitten, das, was unsre politische Existenz betrifft und nicht von mir kommt, von Ihren Blättchen abzuweisen.

Wir sind niemals politisch bedeutend gewesen.

Unsre ganze Bedeutung bestand in einer gegen unsere Kräfte disproportionirten Beförderung der Künste und Wissenschaften. Von andern Seiten sind wir jetzt so wenig und weniger als sonst. So lange also der Zustand von ganz Deutschland sich nicht näher entscheidet, haben alle, besonders die kleineren Staaten, Ursache zu wünschen, daß man sie ignorire; und absurde Nachrichten, welche die Unruhe besoldeter Nouvellenschreiber, der Müßiggang und der böse Wille erfindet und verbreitet, wenigstens von solchen Anstalten nicht aufgenommen werden, mit denen man in guten Verhältnissen steht, und welche zu befördern man selbst geneigt ist. Verzeihen Sie, daß ich dieses[428] Punktes wieder erwähne. Es ist aber jetzt mehr als jemals bedeutende Sache.

Die mir in Ihrem letzten Brief zugesicherte Sendung erwarte ich mit Vergnügen. Ich befinde mich ganz leidlich und bin in meinen Arbeiten ungestört, so daß ich hoffen kann, diesen Winter manches zu fördern.

In Hoffnung guter Nachrichten von Ihrer Seite empfehle ich mich zu geneigtem Andenken.

Weimar den 7. October 1807.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9BB8-E