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An Christoph Wilhelm Hufeland

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeboren

geneigtes Schreiben versetzt mich in jene angenehmsten Augenblicke, wo ich zugleich persönlich die Versicherung eines gewogenen Andenkens und das ärztliche Zeugniß meines erneuten Wohlbefindens in Carlsbad empfing. Gegenwärtig habe vorläufig mit wenigem zu versichern: daß die beiden mitgetheilten Aufsätze [239] zur allergelegensten Zeit erwünscht eintreffen, indem ich eben die atmosphärischen Beobachtungen des vergangenen Sommers zu redigiren und nach meiner Weise zu behandeln im Begriff bin.

Nun gereicht es mir zum großen Vortheile, die mannichfaltigen Forderungen in der Kürze kennen zu lernen, die man an einen Meteorologen zu machen berechtigt ist, und die ich mir nun als Ziel und Zweck aufzustellen habe.

Was meinen eingeschlagenen Weg betrifft, sage soviel: daß ich die Barometer-Veränderungen nicht außerhalb des Erdballs aufsuche und der Erde eine veränderliche Anziehungskraft zuschreibe, welche sie verhältnißmäßig auf den Dunstkreis ausübt, der nun nach verschiedenen Ansichten für schwer, drückend, elastisch und zuletzt in einem höhern Sinne belebt zu achten ist. Alle übrige Phänomene bezieh ich hieraus, behandle sie als untergeordnet, wogegen die eigentlich tellurische Wirkung immer selbstständig und zugleich begränzt und abgemessen erscheint.

Von diesem Standpunct ausgehend muß ich freylich alle übrigen nach und nach berühren, da mir denn auch endlich, wenn ich das reine Physisch-Physiologe durchgearbeitet habe, die pathologischen Erscheinungen, welche Sie so gründlich und ausführlich andeuten, höchst wichtig begegnen müssen. Aus beyliegendem Hefte, besonders von Seite 59 an, und einer dazu gehörigen graphischen Darstellung läßt sich [240] das Weitere meiner Absicht ersehen, und ich wünsche die mir so wichtige Angelegenheit bis dahin durchzuführen, wo mein Unternehmen nicht allzufrevelhaft erscheinen möchte. Ew. Hochwohlgeboren fernere Theilnahme mir angelegentlichst erbittend, der besten Folgen einer frohen Sommerbewegung noch immer genießend,

Hochachtungsvoll.

Weimar den 15. October 1823.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Christoph Wilhelm Hufeland. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9C2F-D