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An Johann Heinrich Meyer

Ihre Zeichnung ist uns zur guten Stunde angekommen, wir wollen uns Glück wünschen daß wir diesen Schatz besitzen. Es ist ein Sinn, ein Friede in dem Bilde der höher ist als alle Vernunft, ich freue mich für Sie und uns daß es Ihnen so wohl gerathen ist. Der Herzog ist sehr damit zufrieden und grüßt Sie. Lassen Sie mich nun hören wie es mit dem Genius geht? Wenn ich rathen soll, thun Sie bey diesem eher zu wenig als zu viel, wenn Sie einen guten Contour haben, so arbeiten Sie bey der Ausführung auf den Schein, so wird der Entzweck am sichersten erreicht.

Ich habe die Zeit her nach meiner Art fortgedacht und geschrieben und komme nicht mercklich, doch allmählig weiter. Der erste Band des Romans ist bald fertig und die übrigen Unternehmungen gehen auch Schritt vor Schritt.

Im Hause ist wenig geschehen. Horny bringt die Decke ganz artig zu Stande und meine Gartenzimmer[173] werden auch bald wohnbar seyn. Ob sonst noch etwas geschehen kann muß die Zeit lehren. So viel glaube ich vorauszusehen daß ich der Hoffnung Sie in Dresden zu besuchen entsagen muß. Hierbey liegt ein Brief von Böttcher der wahrscheinlich kommt und soviel ich vermuthe Wielanden mitbringt. Er soll die Zeichnungen die Sie verlangen mitnehmen.

Übrigens ist jetzt mit den Menschen, besonders gewissen Freunden, sehr übel leben. Der Coadjutor erzählte: daß die auf dem Petersberge verwahrten Clubbisten unerträglich grob werden sobald es den Franzoßen wohl geht und ich muß gestehen daß einige Freunde sich jetzt auf eine Art betragen die nah an den Wahnsinn gränzt. Dancken Sie Gott daß Sie dem Raphael und andern guten Geistern, welche Gott den Herrn aus reiner Brust loben, gegenüber sitzen und das Spucken des garstigen Gespenstes, das man Genius der Zeit nennt, wie ich wenigstens hoffe, nicht vernehmen.

Von Hirten hab ich Grüße, der Charackter scheint ihm zur rechten Zeit Freude gemacht zu haben.

Die Neapolitaner sind in großer Angst gewesen, es soll eine entsetzliche Eruption gewesen seyn.

Leben Sie wohl, grüßen die Freunde und kommen gesund zurück. Wir wollen uns hier halten sogut es gehen will.

W. d. 17ten. 1794.

G. [174]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1794. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9C3B-2