15/4302.
An Johann Ludwig Eckardt
[Concept.]
Daß der von Fürstl. Wasserbau Commission, in dem sogenannten Thalstein, angeordnete Durchstich Ew. Hochwohlgeb. einige Unannehmlichkeit verursacht hat, setzt mich in nicht geringe Verlegenheit, da ich, bey denen mir aufgetragnen Geschäften, das öffentliche Beste mit den Privatvortheilen der einzelnen zu verbinden äußerst bemüht bin und besonders in diesem Falle, bey der Ew. Hochwohlgeb. gewidmeten Verehrung, nichts zu unternehmen wünschte worüber Dieselben Klage zu führen veranlaßt werden könnten.
Durch den Augenschein werden sich Ew. Hochwohlgeb. überzeugt haben, wie nothwendig gedachter Durchstich sey, da der, zum unersetzlichen Schaden der gegenüberliegenden Nachbarn, sich ansetzende Gries, das Flußbett dergestalt in einen Bogen drängt, daß das Eis, bey großen Einfahrten, seinen Weg nicht nehmen kann, sondern hier fast jederzeit stocken muß. In solchen Fällen hat die jenaische Bürgerschaft wiederholt um die Anlage eines Durchstichs nachgesucht, [129] welche auch von Fürstl. Wasserbau Commission längst verordnet worden wäre, wenn die schwache, von andern Ausgaben belästigte Casse sich dazu im Stande gefunden hätte.
Nun aber, da von den versammelten Herrn Ständen jener Fall nicht allein abermals urgirt, sondern auch zu solchen Arbeiten eine hinreichende Summe extraordinarie verwilligt worden; so hat man keinen weitern Anstand nehmen dürfen pflichtmäßig zum Werke zu schreiten.
Ew. Hochwohlgeb. sehen daher daß man die einmal unternommene Arbeit um so weniger sistiren kann, als man, bey den zufälligen Veränderungen der Jahrszeit und etwa früher als man wünscht eintretendem großen Wasser, wegen des verfehlten Zweckes verantwortlich werden könnte.
Übrigens halte ich es für meine Schuldigkeit zu Ew. Hochwohlgeb. mir so angelegenen Beruhigung die Erklärung hinzuzufügen:
Daß man von Seiten Fürstl. Wasserbau Commission nicht allein zu einer billigmäßigen Entschädigung die Hände bieten, sondern auch das Ufer der an diesen Durchstich stoßenden Wiesen in guten Stand zu setzen und zu erhalten allen Fleiß anwenden werde. So wie ich schließlich noch zusichern kann, daß, wenn diese Arbeit vollendet seyn wird, auch die höher hinauf zu bemerkenden schadhaften Stellen möglichst besorgt werden sollen.
[130] Ich hoffe zunächst nach Jena zu kommen, wo ich diese Gegenstände in Augenschein nehmen werde und nach Möglichkeit Ew. Hochwohlgeb. völlige Beruhigung zu bewirken hoffe.
Der ich mich mit besonderer Hochachtung die Ehre habe zu unterzeichnen.
Weimar
am 10. Octobr.
1800.
Ew. Hochwohlgeb. Gehorsamster Diener