3/430.
An Charlotte von Stein
Liebe Frau. Ihr Brief hat mich doch ein wenig gedrückt. Wenn ich nur den tiefen Unglauben Ihrer Sele an sich selbst begreifen könnte, Ihrer Seele, an die tausende glauben sollten um seelig zu werden. – Man soll eben in der Welt nichts begreifen, seh ich ie länger ie mehr. – Ihr Traum Liebste! und Ihre Trähnen! – Es ist nun so! das Würckliche kann ich so ziemlich meist tragen; Träume können mich weich machen wenns ihnen beliebt. – Ich habe mein erstes Mädgen wieder gesehen – Was das Schicksal mit mir vorhaben mag! Wie viel Dinge lies es mich nicht auf dieser Reise in bestimmtester Klarheit sehn! Es ist als wenn diese Reise sollt mit meinem vergangenen Leben saldiren. Und gleich knüpfts wieder neu an. Hab ich euch doch alle. Bald komm ich. Noch kann ich nicht von der Schrötern weg. Ade! Ade!
d. letzten Merz 76. Leipzig.
G. [48]