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An Charlotte von Stein

Durch den Cammersekretair Güsfeld, der von hier abgeht kann ich meiner Geliebten ein Wort zu bringen und ihr sagen daß ich recht wohl bin. Meine Sachen gehn so fort und ich habe Heiterkeit genug ihnen nachzugehen und nach zu helfen. Das schöne Wetter hilft zu allem. Ich hab auch den Triumph der Empfindsamkeit bearbeitet und frisch abschreiben lassen, ich dencke er soll nun producibler geworden seyn und eh gewonnen als verlohren haben. Wie lesbar mir das Buch der Natur wird kann ich dir nicht ausdrücken, mein langes Buchstabiren hat mir geholfen, ietzt ruckts auf einmal, und meine stille Freude ist unaussprechlich. So viel neues ich finde, sind ich doch nichts unerwartetes es passt alles und schliest sich an, weil ich kein System habe und nichts will als die Wahrheit um ihrer selbst willen.

Wie sich das nun vermehren wird daran denck ich[229] mit Freuden. Behalte mich nur recht lieb damit ich von dieser Seite des gewohnten Glücks nicht entbehre.

Ernst liegt mir am Herzen, besonders wenn ich dencke was ich den Sommer mit ihm vorhatte. Grüse ihn. Auch Fritzen und Stein und die Schwester.

Lebe wohl. Wenn das Wetter schön bleibt geh ich wohl über Gotha nach Hause und komme Dienstags an. Dann wollen wir uns zur Reise bereiten. Adieu Geliebte. Wenn du doch Wielanden dein Exemplar der Iphigenia zum Durchgehen schicktest, er weis schon was er damit soll. Die kleinen Gedichte hab ich unter allgemeine Rubricken gebracht. Lebe wohl und liebe.

[Ilmenau] d. 15. Jun. 86.

G.

Empfiel mich dem Herzog und melde daß ich über Gotha zurückgehe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1786. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D1E-B