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An Adele Schopenhauer

Sie thaten sehr wohl, theuerstes Adelchen, die mir zugedachte interessante Sendung mit der fahrenden Post abgehen zu lassen, denn da ich portofrey bin, so ist mir jedes schnelle Anlagen um desto erwünschter.

Das Kleidchen setzten die Frauenzimmer in Entzücken und man hoffte schon das artige Wesen darin herumhupfen zu sehen: Sie werden gewiß ein recht merkwürdig Geschöpfchen finden, wenn Sie Ihre guten und treu-anhänglichen Weimaraner nächstens, wie wir hoffen dürfen, wieder begrüßen.

Die übersendeten Muscheln haben viel Freude gemacht, sowohl mir als meinem Sohn; wir sind der Gefälligkeit des Herrn Könninghaus schon einen bedeutenden Aufsatz mit schön lithographirter Tafel schuldig geworden, die gegenwärtig angelangten Muscheln vermehren unsere Verpflichtung. Leider können wir in [97] diesem Fache keine Erwiderung darbieten. Vielleicht geben Sie mir an, wie man dem werthen Manne sonst gefällig seyn könnte. Ich packe ein paar Medaillen für ihn und Madame Mertens bey.

Möchte uns der schon längst als unter die ersten Liebhaber und Kenner [gehörig] bekannte Crefelder Freund einiges aus seinem Überflusse mittheilen, so werden wir es dankbar erkennen und auch sein Name als eines geneigt Schenkenden unter unsern Besitzthümern eingemerkt werden.

Die Hyacinthen senden Sie mir ja bald und was Ihnen etwa sonst noch dort als neu oder merkwürdig zu Handen käme. Bedenken Sie, meine Gute, daß derjenige der sich nicht vom Platz bewegt durch Freunde von außen her anzuregen ist; bis jetzo hat mir's nicht gefehlt; auch sind Setzer und Drucker so manuscript-begierig, daß es mir im stillen klösterlichen Gartenzimmer an Beschäftigung niemals fehlen kann.

Von Alterthümern, welche man wohl am Rheine findet, würden mir angenehm seyn Scherben von Teller- oder Schüsselrändern aus rothgebranntem Thon, worauf allerlei geistreiche Scherze und Vorstellungen angebracht sind, als Jagden, Wettrennen, Faunenspiele und dergleichen. In dem Neuwieder Kabinett finden sich derselben sehr viele und vielleicht treibt Ihnen ein Antiquarius Ihrer Gegend dergleichen zusammen; die etwanigen Ausgaben erstatte dankbar.

[98] Hier muß ich schließen mit tausend Wünschen und Segnungen! Das Paquetchen das Ihre Frau Mutter mitnimmt will geschlossen seyn.

treulichst

Weimar den 17. May 1828.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Adele Schopenhauer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D26-8