[115] [136]2/197.

An Betty Jacobi

Den letzten Tag im Jahr. [Frankfurt 1773.]

Um um um! herum um um! ists nun. Lassen Sie Sichs das nächste auch wohl seyn, und rechnen Sie mich zu Ihrer Welt, wie ich Sie zu meiner, und so bleibts vice versa im alten. Welches ich herzlich gern habe, dass niemand mercke, dass Vergänglichkeit überall die Nase im Spiel hat.

Aufs neue Jahr haben sich die Aussichten für mich recht Raritätenkastenmässig aufgeputzt. Max la Roche heurathet hierher. Ihr künftiger scheint ein[136] Mann zu seyn mit dem zu leben ist und also heysa!! wieder die Anzahl der lieben Geschöpfe vermehrt, die nichts weniger als geistig sind, wie Sie freylich vermuthen mussten. Denn unter uns, weils so eine gar missliche Sache auf der Erde mit Bekanntschafften, Freund und Liebschafften ist, daß, meynt man offt man habs an allen vier Zipfeln pumps reist der Teufel ein Loch mitten drein und alles verschütt'. Wie mirs noch neuerdings gangen ist, das mich sehr verdrossen hat. Und also auf mein Wort zu kommen, binn ich weit geschäftiger zu suchen wo was liebs freundlichs und gut stickt als bisher, und guten Humors, weil ich allerley unvermuthetes finde pp. dass ich einigemal auf dem Sprunge gestanden habe mich zu verlieben. Davor doch Gott seye. Auf allen Fall aber sich ereignenden Unglücks sogleich Mamagen überschrieben werden soll.

Wie schön ich zeither gezeichnet habe mag nicht sagen, weil ich noch in ansehnlichen Rest stehe.

Und dann ist der Schildrer der die Hannoversche Lotte zeichnete einer der sich drauf versteht. Sie ists von Kopf zu Fusse, nur dass ichs nicht so im Detail hätte herbeten können, das macht ich war ins Ganze so verliebt, und Gott hat gewollt dass ein Liebhaber ein schlechter Beobachter seye.

An der Rezension binn ich so unschuldig wie ein Kind, und diesmal haben Sie Gespenster gesehen, weil Sie sie suchten. Ich schickte es eigentlich dass Sie [137] über mich lachen sollten. Ich hatte der Tante geschrieben, wie ich den Deinet gehezzt habe, und würklich, ich hoffte er sollte sich prostituiren, und siehe da er ist so höflich wie ein Hündlein. Auf mein Wort, von mir ist kein Milch und Gall Tropfen drinn.

Gott vergelts dem Hauptmann Dobel daß er Ihnen durch diese Finsterniss und trübseelige Zeit durchhaudern hilft. Doch er hat seinen Lohn dahin. Auf Fassnacht bleibts dabey kommt was angefahren. Und so Adieu. Nimmt der Kleine wohl zu. Ach liebe Frau seit drei viertel Jahren hab ich drey vier Paare verheurathet, und noch will mir niemand gute Hoffnung melden.

G.


Der Tante viel Grüsse, ich wollte ihr schreiben, kann mir aber kein Bild von ihr machen wie sie zu Düsseldorf trägt, faul, und schnupfenhaftet ist, da läßt mich mein dramatischer Genius stecken.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1773. An Betty Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D6E-8