[182] 25/6951a.

An Franz Kirms

[Concept.]

Der Bitte des Überbringers will ich nachstehende Empfehlung hinzufügen, welche ich günstig aufzunehmen wünsche.

Der Dienst bey hiesiger Büttnerischen Bibliothek ist von jeher mit dem Schloßvoigts-Dienst vereinigt gewesen, indem Trabitius gleich vom Anfang beym Auspacken und Ordnen der Bücher mitwirkte. Färber succedirte ihm in beiden Functionen, und als Dürrbaum starb, verband man dessen Stelle bey den sämtlichen Museen, das anatomische ausgenommen, mit jenen und reichte ihm die geringen damit verknüpften Emolumente.

Diese combinirten Dienste wären auch auf seinen Bruder, den gegenwärtigen Bibliotheks- und Museums-Schreiber [182] übergegangen, hätte nicht der verstorbene, kränklich und hypochondrisch, wiederholt und dringend um seine Entlassung vom Schloßvoigts-Dienste gebeten. Dadurch nemlich, daß Durchlaucht der Herzog sich ein Quartier einrichten und das hiesige Inventarium vermehren ließ, woraus ein öfteres Hierseyn Serenissimi zu erwarten war, glaubte der verstorbene solchen Bemühungen, wie er sie sich dachte, nicht gewachsen zu seyn und bat um seine Entlassung vom Schloßvoigts-Dienste, welche ihm auch ertheilt wurde.

Nach dessen Tode nahm Herzogliche Commission keinen Anstand, seinem Bruder die von ihr abhängenden Stellen zu übertragen, theils um der Verdienste des Verstorbenen willen, theils weil man überzeugt war, daß der neu Antretende den Fußtapfen seines Vorgängers folgen werde, welches denn auch bis jetzt, mit Herzoglicher Commission Beyfall, geschehen.

Da nun jetzo, wie zu vernehmen steht, eine Veränderung mit dem hiesigen Schloßvoigt vorgehen soll, so halte mich für verpflichtet für mehr gedachten Färber zu intercediren und zu ersuchen, daß ihm gedachte Stelle ertheilt werden möge, und gründe meinen Wunsch darauf: daß derselbe als rüstig, pünktlich und ehrlich Serenissimo selbst längst bekannt ist und sich in dem ihm anvertrauten Geschäft also bewiesen hat.

[183] Ferner ist diese Verbindung wünschenswerth, weil dadurch erst eine Stelle entsteht, an welcher derjenige, der sie bekleidet, keinen Mangel leidet.

Weiter ist zu bedenken daß, da das ganze Schloß von den wissenschaftlichen Anstalten eingenommen wird, es wohl rathsam seyn möchte auch die Seitengebäude und das Hof-Inventarium der Aufsicht desselben Mannes zu übergeben.

Ich schweige von andern Umständen, welche der Supplicant mündlich anbringen wird, und ersuche Ew. Wohlgeb. bey Herzoglichem Hof-Marschall-Amte dieser Angelegenheit günstig zu gedenken.

Jena d. 16 Dec. 1814.

[184]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1814. An Franz Kirms. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D7D-4