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An Christian Gottlob Voigt

[Concept.]

[Jena, 14. August.]

Für die gütige Besorgung unserer Schloßbauangelegenheiten danke zum schönsten und will über die Anfragepuncte sogleich meine wenige Meinung eröffnen.

Die Tischerarbeiten, die zuerst vorgenommen würden, könnten seyn: das Modell zu einer Thüre, so wie zu einem Fenster; damit man über diese beyden wichtigen Puncte etwas weiter käme. Ferner soll der Sockel im runden Zimmer von Tischarbeit gemacht werden, wozu schon das Muster in Gips gezogen ist. Ferner würde Prof. Thouret zu ersuchen seyn den Fußboden von dem runden Zimmer zu zeichnen, der denn auch gleich in Arbeit genommen werden könnte, so wie er auch einen runden Tisch, der in die Mitte kommen soll, angeben wird. Da wären denn so mancherley zum Anbiß und das übrige wird sich nach und nach finden.

[246] Das Einquartieren der Zimmergesellen würde doch wohl erst geschehen wenn Prof. Thouret abgereist wäre, und bis dahin dächt ich hielte man sich auch die Resolution vor. Haidlof bescheidet sich schon daß er auszieht. Sollte man aber nicht die Tischer lieber in die Entresols bringen, die über der Sessionsstube sind, wo jetzt Kronrad seine Werkstatt hat, denn diese bringt er, sobald der Vorhang gemahlt ist, hinüber in die Eckzimmer. Welches ich zu gefälligem Bedenken anheim gebe.

Was Thouret selbst betrifft so bleibt er wohl, wie ich an ihm merke, noch etwas länger.

Was seine Reisekosten hierher betrifft so war die Summe unproportionirt, wie denn auch, wenn Sie sich erinnern, Herr Rapp schrieb, daß sich Thouret deswegen berechnen würde.

Das ist nun freylich nicht geschehen, indessen muß es doch zuletzt, wenn von der Rückreise die Rede seyn wird, zur Sprache kommen. Herwärts hatte er sich ein Wägelchen gekauft das noch dasteht, hinwärts will er reiten und hat deshalb ein Pferd gekauft.

Da wir Haidlof behalten und er diesen mitgebracht hat, so könnte man auf dessen Hierherkommen auch etwas rechnen.

Zu Ende der Woche denke ich hinüber zu kommen und wir wollen alsdann sehen wie wir die Sache arrangiren.

Dem Herrn Präsidenten empfehlen Sie mich schönstens. [247] Wir sind freylich bey unserm großen Schloßbau, so wie bey den übrigen Fällen wo etwas schönes gemacht werden soll, übel dran daß wir nicht einen eignen Mann haben, sondern sie immer mit ansehnlichen Kosten auswärts borgen müssen. So wars mit Arens, Clerisseau, Schurich und so ists nun auch mit Thouret. Indessen wenn ich diesen auf meiner letzten Reise nicht hätte kennen lernen, so wüßte ich nicht was wir diesen Sommer hätten machen wollen. Alle Materialien bedeuten nur in so fern etwas als sie zuletzt eine gewisse Form darstellen, wenn sie aus der Hand des Handwerkers oder des Künstlers kommen. Da diese Form nun alles ist, so kann man sie freylich unschätzbar nennen und man müßte sich denn doch am Ende gefallen lassen, was der Künstler für einen Preis drauf setzte. Wenn man nun doch dabey bedenkt daß ein solches Talent selbst raar ist, und was ein solcher Mann ehe er gebildet ist an baarem Gelde ausgeben muß, wie der Herzog Carl von Würtemberg vieles Geld auf diesen und andere Künstler verwendet hat, so erscheint die Summe für eine Bemühung, wozu man einen solchen Mann borgt, nicht ganz so hoch als in andern Vergleichungen.

So viel über die Ansicht dieses Punctes.

Der Modus die Zahlungen zu besorgen könnte recht gut durch autorisirte Quittungen geschehen. Sie ließen ja wohl indessen auf diesem Wege die Haidlofische Sache berichtigen.

[248] Die Akademische Sache wird sich dadurch gut vorbereiten lassen, da Paulus der neuen Einrichtung geneigt ist. Er sagte gestern öffentlich, bey Schütz, am Tische: er wolle sein Prorectorat recht gern mit Lust und Liebe führen, wenn er überzeugt seyn könne der letzte Prorector zu seyn.

Ober Consist. R. Gedike war gegenwärtig und ich veranlaßte daß das Gespräch eine Zeitlang auf dieser Materie verweilte. Da er im Ober-Schulcollegio sitzt, so kann er auf diese Dinge künftig Einfluß haben.

Noch ein Vortheil den man von Paulus Prorectorat ziehen könnte wäre: sich eine recht deutliche Kenntniß der Dinge zu verschaffen die vor den Prorector kommen. Sie sind freylich ganz verschiedner Art: Civil, Policey, Disciplin, ja ich möchte sagen, kleine Haus- und Schulsachen. In welchem Sinn und Geiste denn freylich, wenigstens anfänglich, ein neu eintretender Aufseher handeln müßte um nicht alles gar zu strenge in Einem Sinne zu tractiren.

Wegen des französischen Lectoris will ich mich erkundigen, der Pfaffe ist freylich ein gar zu miserables Subject.

Es freut mich wenn die Fragmente über Italien etwas neues gebracht haben. Manche Rubriken sind vorzüglich gut behandelt wie z.B. die von der Charakteristik der Italiäner. Übrigens möchte ich nicht gern seine sämmtliche Urtheile, besonders über einzelne Personen und Fälle, unterschreiben.

[249] Darf ich Sie bitten dieses Büchlein als ein kleines Andenken auf Ihr Repositorium der Reisebeschreibungen zu stellen.

Wenn sich unser gnädigster Herr nur vergnügt und wohl befindet so habe ich weiter keine Sorgen. Wie die ganze Lage der Sache gegenwärtig ist, so ist ein gutes persönliches Verhältniß der kleinern Fürsten mit den großen immer sehr wünschenswerth.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D9B-F