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An Philipp Seidel

Rom d. 10. Nov. 87.

Ein Italiäner Namens Philipp Collina, der für den Dienst der Herzoginn Mutter bestimmt ist, wird in Zeit von 3 Wochen nach diesem Briefe, vielleicht früher bey dir eintreffen. Mache ihm in meinem Hause etwa oben in Fritzens Stube ein Quartier zurecht logire, speise und leite ihn, biß er seine Einrichtung machen kann, wozu du ihm nach deinen Kenntnissen und deinem guten Willen behülflich seyn wirst.

Es ist ein verständiger und so viel ich nach einer jährigen Erfahrung beurtheile wohldenckender Mensch, behandle ihn als einen solchen und mache ihm zuförderst die Nahmen und den Stand der Personen bekannt denen er in gewissem Sinne untergeben ist. Führe ihn zuerst zu Hrn v. Einsiedel und frage wann [288] er der Herzoginn aufwarten kann, bringe ihn zur Fräulein und sorge, daß er der Herzoginn vorgestellt wird, sodann zu Hrn. Rath Ludekus, allen diesen Personen hab ich geschrieben, er braucht sich nur auf meine Briefe beziehen.

Besonders führe ihn bald zu Hrn. General Superintendent Herder.

Er spricht nur italiänisch und du kannst ihm allenfalls zum Dollmetscher dienen.

Wenn Kaysers Bruder nach Weimar kommt, so führe ihn zum Hrn. General Superintendent Herder. Ich habe diesem von dem jungen Manne geschrieben.

Die verlangten Quittungen schick ich mit nächster Post.

Alle Briefe die an mich kommen, sind voll Klagen und Trauer über die Veränderungen die sich bey uns zugetragen haben.

Kranzen hab ich eine Schachtel mitgegeben die er nicht einmal den Verstand gehabt hat auf eine fahrende Post zu geben, da er nicht nach Hause ging. Es ist nichts von Werth drin, aber Samen und Späße für die Kinder, die mich doch verdrießen wenn sie verlohren gehn.

Kaysers Gegenwart macht mir viel Vergnügen.

Empfiel mich Hrn. Geh. Rath Schnauß, gratulire ihm zu seinem Geburtstage und dancke ihm, daß er an demselben mir einen Brief schreiben wollen. Ich antworte bald.

[289] Lebe wohl. nächstens mehr.

NB. Du kannst auch dem Italiäner einige andre Personen bezeichnen, wo du es artig und schicklich fändest daß ich sie grüßen liese. Führe ihn zur Frau v. Stein.

Er bringt auch etwas für die Kinder und für die Herzoginn von Gotha, das besorge alles.

Noch eins, da mir daran gelegen ist, zu wissen, wie viel eine solche Reise kostet; so hab ich ihm gesagt er solle alles notiren. Laß es dir zuletzt geben und schicke mir einen Auszug wie du es nötig findest.

Auch die Zeit, wie lang so eine Reise dauert und was er von Orten notirt hat.

G.


Voigts Büchelchen können mit der fahrenden Post kommen und sollen mir recht lieb seyn.

Ich schicke dir hier Krechs Brief zurück, nicht daß der dumme Junge das Geld haben soll, sondern daß du dich erkundigst wie es mit den 12 Ld. steht.

Sie sind mit einem Briefe des Hofrath Richter an mich zurückgekommen, der Brief muß in der Registrande eingetragen seyn und die zwölf Ld. glaube ich an Rath Götzen geschickt, oder Seegern gegeben zu haben. Möglich ists daß sie bey Rath Götzen liegen weil sie einmal in Ausgabe geschrieben waren, ohne wieder in Einnahme genommen zu seyn. Vielleicht sagt die Resolution auf dem Brief etwas. Bey so [290] tausend Dingen die mir durch den Kopf gingen weiß ich mich nicht genau zu erinnern, soviel aber weiß ich daß ich mir täglich alles eingegangne und besonders fremdes Geld vom Halse zu schaffen suchte. Erkundige dich darum, doch ohne dieß Blat vorzuweisen.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1787. An Philipp Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9DA7-4