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An Christiane von Goethe

Auf eure freundliche Einladung können wir uns leider nicht einfinden: denn gerade in diesen Tagen und in der nächsten Woche steht uns noch das schwerste bevor. Wir müssen also aushalten, es sey auf welche Art es auch sey.

[237] Doch haben deine Wohltaten, theils an und vor sich selbst sehr gute Wirkung gethan, theils auch anderes Gute herbeygeführt, und wir haben uns in der letzten Zeit, was das Essen betrifft, um vieles besser befunden. Sende uns nur mit jedem Botentage etwas Abgebratenes, es sey was es sey, damit ich nur zum Frühstück und Nachtisch etwas Kaltes habe, das mir allein wohlschmeckt und mir allein wohl bekommt.

Zahnpulver schicke ich hier eine kleine Gabe. Herrn von Hendrich werde ich wegen solcher Schächtelchen erinnern. Daß du mir die beyden Flaschen Franzwein aufgeopfert hast, weiß ich dir großen Dank. Die eine hat uns schon besonders gut geschmeckt; die andere wollen wir mit destomehr Verstand trinken.

Frage doch auch August gleich wenn er wiederkommt, ob ich ihm ein ganz kleines, französisch sehr schön geschriebenes Büchelchen, die Feyerlichkeiten in Cleve, zum Geburtstag des Kaisers, und das Andenken der Johanna Sebus betreffend, etwa gegeben habe. Es ist mir verschwunden, und ich weiß nicht wohin.

Heute sage ich nichts weiter. Nächstens werde ich dich ersuchen, mir wieder einiges zu schicken. Nach meinem Wunsche und nach der Nothwendigkeit müssen wir noch einmal nach Weimar hinüber. Wann dieß geschehen kann, weiß ich nicht zu sagen. Unangemeldet kommen wir nicht; aber wir finden auf jede Weise [238] alles besser als wir es hier verlassen. Ich wünsche recht wohl zu leben, und umständlich zu vernehmen, wie man sich befindet.

Jena den 20. April 1810.

G.


Noch eins! Man hat von Seiten der Theater-Commission bey mir den Wunsch geäußert, den neuen Capellmeister und seine Frau, auf unsere Bank, wenigstens für die Zeit des gegenwärtig laufenden Theaterjahrs zu bringen.

Ich habe doch Witzel darauf einen Platz und eine Art von Aufsicht übergeben. Dieser ist nun krank und gewiß lange nicht im Schauspiel gewesen. Carolinchen wird am besten sagen können, wie es jetzt auf der Bank aussieht, damit ich einen Entschluß fassen kann: denn ich möchte diesen Personen gern eine Gefälligkeit erzeigen, ohne doch Jemanden zu vertreiben, obgleich die sämmtlichen die darauf sitzen, außer etwa dem schönen eben genannten Kinde, uns deshalb nicht den mindesten Dank wissen. Erkundige dich nach der Sache, schreibe mir deine Meinung: denn ich habe mir die Resolution offen behalten.

Sey so gut und schicke mir ein paar Pfund Chocolade. Augusten bitte gefälligst zu sagen, daß ich sein Stammbuch besorgt habe, es aber leider heute nicht mitschicken kann, indem es bey Frommanns liegt, die in diesem Augenblick, wo die Botenfrau eben abgehen wollen, nicht zu Hause sind. Es erfolgt nächstens.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E06-8