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An Johann Friedrich Unger

[Concept.]

[Jena, etwa 7. März.]

Es war mir angenehm, werther Herr Unger, wieder einmal etwas von Ihnen zu hören. Ich kann denken daß Sie das Manuscript zu dem letzten Band des Romans bald zu erhalten wünschen, und ich kann dagegen versichern: daß es mir eine sehr vergnügte Stunde seyn wird, in der ich ihn abschicken werde. Ihre und des Publikums Erwartung ist gewiß nicht größer als mein Wunsch, meine Sache gut zu machen und in diesem Falle keinen Fleiß zu sparen. Es ist unter allen meinen Arbeiten, die ich jemals gemacht habe, die obligateste und in mehr als Einem Sinn die schwerste, und doch muß sie, wenn sie gelingen soll, mit der größten Freyheit und Leichtigkeit gemacht werden. Dazu bedarf es denn freylich Zeit und Stimmung. Noch ein Umstand kommt dazu, der die [41] Aufgabe künstlicher macht: mehrere Personen, und sogar genaue Freunde und Bekannte, schwören und wetten, daß ich das Werk nach seiner Anlage mit Einem Bande nicht endigen könne. Ich habe dieses Jahr schon 5 Wochen in Jena zugebracht um in der nöthigen Ruhe und Sammlung an dieses Werk die letzte Hand legen zu können, erlauben Sie mir, daß ich es nicht eher absende, als bis ich für dießmal, weiter nichts daran zu machen weiß.

Es war voraus zu sehen, daß das sechste Buch, das dem begierigen Leser des Romans sich auf eine sonderbare Weise in den Weg stellt, dem Roman dagegen einen andern Kreis von Lesern verschaffen würde; so hat auch ein Emigrirter bey uns dieses Buch ins Französische übersetzt. Die erste Anlage ist ganz gut und wenn ich die Arbeit mit ihm durchgehen wollte, so würde sie sich allenfalls produciren lassen. Sollten Sie geneigt seyn diese Übersetzung zu drucken, so würde ich mich derselben etwas näher annehmen. Es käme darauf an, daß Sie mir ohne Umschweif sagten, was Sie allenfalls an's Honorar wenden wollten? Sie können, am besten beurtheilen in wie fern diese Übersetzung und der Umstand: daß dadurch die Ungelegenheit des Romans selbst mehr zur Sprache gebracht, und das Verlangen darnach, da und dort, erregt wird, einiges Interesse für Sie haben könnte.

Geben Sie mir darüber einige Nachricht und leben recht wohl.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Johann Friedrich Unger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E3A-3