[94] 19/5324a.

An den Herzog Carl August

Durchlauchtigster Herzog
Gnädigster Fürst und Herr

Ew. Hochfürstliche Durchlaucht geruhen Sich aus beykommenden Acten die gegenwärtige Lage des hiesigen freyen Zeicheninstituts unterthänigst vortragen zu lassen.

Nach Fol. 1 hat der Rath Krause, welcher in den Kriegsereignissen viel gelitten hatte, sich in das Haus des Legationsrath Bertuchs begeben, und man ließ, auf seinen Antrag, sogleich die Stunden durch Professor Meyer und die Unterlehrer fortführen, indessen sich der Tod gedachten Rath Krauses ereignete. Man machte verschiedene Einrichtungen nach Fol. 2; und da [94] ein eingereichtes Verzeichniß Fol. 4 und ff. nicht auslangend gefunden wurde; so ließ man Fol. 3 ein gedrucktes Schema abgeben, durch dessen Ausfüllung man über die Schüler und Ihre Absichten näher unterrichtet wurde. Es hat sich auch der Zudrang zu gedachter Anstalt täglich vermehrt, so daß man gegenwärtig wohl 250 Schüler zählt, deren Fähigkeiten und Vorschritte man genau beobachten wird.

Wie es mit demjenigen beschaffen, was der Zeichenschule an Vorschriften u.s.w. eigenthümlich zugehöre, ist aus Fol. 15 und 16 zu ersehen; welchem nach ferner, wie aus Fol. 33 erhellt, bey Resignation des Krausischen Nachlasses, das Nöthige besorgt worden.

Da sich denn aber nöthig macht, daß die ganze Einrichtung völlig wieder hergestellt werde, und der Director derselben unmittelbar dabey wohne; so ergeht das unterthänigste Gesuch an Ew. Hochfürstliche Durchlaucht dahin, obgedachtem Professor Meyer, als einem würdigen und erprobten Manne, die erledigte Stelle zu conferiren.

Was die Emolumente bey diesem Institute überhaupt betrifft; so erhielt Rath Krause von Fürstlicher Cammer 400 Thaler jährlich, Professor Meyer 300, von den Unterlehrern jeder 100; wozu jedoch verschiedene Cassen beytrugen.

Wollten nun Ew. Hochfürstliche Durchlaucht die dem Rath Krause bisher gegönnten 400 Thaler bey dem Institute lassen; so könnten 100 davon dem Professor [95] Meyer zugelegt werden, so daß er wie sein Vorgänger stünde; jedem der Unterlehrer legte man 25 Thaler zu, und die übrigen 200 würden dem Professor Meyer gleichfalls in vierteljährigen Terminen ausgezahlt, welche derselbe Fürstlicher Commission zu berechnen hätte. Man würde dafür dasjenige zu bestreiten suchen, was bisher aus Ew. Durchlaucht Schatulle noch besonders vergütet worden, und sich jährlich, nach einem Durchschnitt der letzten vier Jahre auf 250 Thaler belief; wobey denn die Anschaffung des Holzes und die Unterhaltung des Dieners beym Institut die stärksten Posten ausmachten.

Man setzt jedoch dabey voraus, daß man beym Abgang des gegenwärtigen Academiedieners die Stelle von Seiten fürstlicher Commission selbst zu besetzen habe, um dabey einige Ersparniß machen zu können.

Was übrigens denjenigen Punct betrifft, über welchen Fürstliche Commission nach Fol. 25 unterthänigst zu berichten hätte; so scheint sich derselbe von selbst zu erledigen, indem dasjenige, was die Krausischen Erben von dem Kunstnachlasse an Fürstliche Zeichenschule zu überlassen gedenken, nicht von sonderlicher Bedeutung zu seyn scheint. Man hat jedoch, da sich wegen Enge des Platzes und der Verworrenheit der Verhältnisse keine eigentliche Würdigung anstellen ließ, diese sämmtlichen Gegenstände bey Seite gebracht und verwahrt, und man wird solche, [96] sobald das Quartier einigermaßen in Ordnung, genauer zu schätzen suchen.

Der sich mit lebenslänglicher Verehrung unterzeichnet

Ew. Durchl.

unterthänigst treugehorsamster

Weimar

Johann Wolfgang von Goethe.

den 5. März 1807.
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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1807. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E3C-0