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An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra

[Concept.]

[ 7. April.]

Indem ich zu Ende des Winters, da mich schon das Frühjahr zu meinem gewöhnlichen Ausflug anlockt, meine Briefschulden untersuche und meine Creditoren mir vergegenwärtige, so finde ich dich, mein verehrter Freund, nicht erst darunter, denn es ist mir nie aus dem Sinne gekommen, mit welcher schönen Sendung du mich am Anfang des Jahrs erfreut hast. Es war die ansehnlichste die ich erhalten hatte seit der Zeit, als ich mein gedrucktes Verzeichniß ausgehen ließ, und ich bin dir so oft dafür dankbar, als ich tausend Nummern enthaltende Sammlung mir vor Auge lege. Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu und immer schließen sich mehr Denkmale würdiger Männer an einander. Hier finde ich mit meinen Freunden eine sehr interessante Unterhaltung, wenn der physische, der moralische, der politische Himmel seine Flocken schüttelt.

Nun muß ich auch etwas von unsern Studien sprechen, die dich näher angehen. Unser Professor der Chemie, Döbereiner in Jena, macht seine Sachen sehr gut, er ist jung, thätig, hat viele technische Einsicht und Fertigkeit, so daß er sich auch schon als Oberaufseher unserer Bierpfannen und Brannteweinblasen[315] sehr wacker gezeigt hat. Durch die Fortschritte des Galvanismus ist die Erfahrung selbst zur Theorie geworden und so gehet alles einen sicherern und klaren Gang. Dieser unser Döbereiner sollte das Glück haben dir aufzuwarten, der Herzog hatte ihn nach Sachsen geschickt eine Runkelrübenzucker Fabrik zu besichtigen. Er sollte über Freyberg zurückkehren, allein die großen Wasser ließen ihn nicht dorthin gelangen, welches ihm sehr leid that. Er gedachte übrigens manches mit Herrn Prof. Lampadius zu besprechen, welche Hoffnung ihm denn auch durchs Wasser zu Wasser geworden ist.

Über beyliegende Anfrage das Gazometer betreffend erbitte mir, wenn, wenn es seyn kann, eine baldige Antwort, vor Jubilate trifft sie mich noch hier.

Von mineralogicis und geologicis, für die wir an unserem Herrn Hofmarschall von Ende einen neuen Freund und Liebhaber gewonnen haben, will ich nichts weiter sagen, als daß sie noch immer mit Neigung und Lebhaftigkeit betrieben werden. Bergrath Voigt hat in einem Thonporphyr bey Ilmenau sehr schöne und deutliche Zwillingscrystalle gefunden an Gestalt völlig den bekannten Carlsbadern gleich. So erhält auch Bergrath Lenz immer noch von allen Seiten her gute Beyträge. Aber was ist das alles gegen dein Gebirg, wo alles zu Hause ist das alles gegen dein Gebirg, wo alles zu Hause ist und alles hinströmt!


[316] [Beilage.]

[Concept.]

Das Gazometer betreffend.

Im Jahre 1800 gab Herr Hofrath Meyer in Göttingen ein Programm heraus »descriptio machinae ad combustionem Gas vitalis inflammabilis idoneae«. Diese Schrift hat der gegenwärtig hier etablirte Hofmechanikus Körner in Freyberg gesehen, als er dort in der Stuterischen Werkstatt gearbeitet, auch referirt er, daß er nach derselben eine Zeichnung verfertigt habe und sey gedachtes Instrument nach seinem Abgange in gemeldeter Werkstatt verfertigt worden, Herr Professor Lampadius bediene sich desselben bey seinen Vorlesungen. Nun wünschte man zu vernehmen, ob etwa jenes Programm noch vorhanden sey, und ob etwa jenes Programm noch vorhanden sey, und ob man es in dem Falle mitgetheilt erhalten könne; ferner wünschte man einige Nachricht von der Maschine selbst, ob und wieferne sie brauchbar, nicht weniger, was sie etwa gekostet? Fände sich das Programm nicht, so würde man die Mittheilung einer Zeichnung dankbar erkennen. Die neuesten Apparate dieser Art sind sehr groß und kostspielig, weswegen man einen compendiöseren anzuschaffen wünscht.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1812. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E4B-E