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An Carl Friedrich Zelter

Mit aufrichtigem tausendfältigem, aber eiligem Dank für die gute und liebvolle Bewirthung des lieben Kindes sende dir durch Herrn Rellstab ein Heft, welchem eine freundliche Aufnahme hoffen darf. Ich erquicke mich noch am Andenken unseres neulichen Zusammenseyns; durch solche Tage wird gar viel gefördert.

Meinen Winterbring ich beynahe in absoluter Einsamkeit zu, dictire fleißig, so daß meine ganze Existenz wie auf dem Papiere steht; zu Ostern sollst du allerley zu lesen haben. Hören und reden mag ich nicht mehr, sondern vertraue, wie des Königs Midas Barbier, meine Geheimnisse den verrätherischen Blättern.

[261] Das lebendige Carneval wird dich wohl auch in Athem erhalten, manches davon wünschte wohl an deiner Seite zu genießen. Grüße Herrn Schinkel zum allerschönsten und danke ihm, daß er dem guten Kinde das Theatergebäude im Einzelnen vorzeigen wollen, sie wird mir, hoffe ich, auf's treulichste bey Tische referiren.

Grüße Dorchen und rühme sie für die Theilnahme an Ulriken; auch Felix sag ein gutes Wort und seinen Eltern. Seit eurer Abreise ist mein Flügel verstummt; ein einziger Versuch, ihn wieder zu erwecken, wäre beynahe mißlungen. Indessen hör ich viel von Musik reden, welche simmer eine böse Unterhaltung ist.

Lebe wohl in deiner Berliner Herrlichkeit und denke meiner, der ich im sonnigen Hinterstübchen deiner nur allzuwohl gedenke.

treulichst

Weimar den 5. Februar 1822.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E85-8