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An Christiane Vulpius

Es freut mich sehr, wenn du in meiner Abwesenheit thätig bist, und dich dabey des Lebens und des Zustandes erfreust in dem du dich befindest, und der nur in so fern für uns beyde angenehm ist als du überall gute Ordnung halten magst, damit man die übrige Zeit desto freyer und sorgloser leben könne.

Ich habe die wenigen Tage die ich hier bin schon sehr genutzt, nicht allein für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Du wirst lachen wenn ich dir erzähle durch welche zufällige Kleinigkeit ich wieder einen schnellen und besondern Antrieb zum Fleiße bekommen habe, indessen ist es recht merkwürdig wie sehr mich die vorjährige Reise ganz aus dem Geschicke gebracht hat, und wie ich jetzt erst wieder anfange mich zu finden.

Mit meiner leidlichen Nahrung geht es nun auch schon besser, die Trabitius bereitet die Spargel sehr gut, so wie auch gelegentlich einen Eierkuchen, Schillers versorgen mich mit Braten und dein Öl macht mir den Salat wieder schmackhaft, wodurch ich nun für den Mittag völlig geborgen bin. Abends bin ich bey Schiller im Garten, wo wir bisher viel interessantes zusammen gelesen und gesprochen haben, nur wird mir Abends der Rückweg ein wenig sauer, denn ich habe eine völlige Viertelstunde zu gehen.

[156] Dafür schlafe ich auch recht wohl, indem ich mir überdies noch des Tags viel Bewegung mache und ohnerachtet des üblen Wetters jederzeit ein paar Stunden im freyen bin.

Herr Geheimde Rath Voigt ist nicht verreist, Fischer kann ihm also das Geld gelegentlich bringen. Wegen einem kleinen Spaße, den man den jungen Leuten in Roßla bey der Übergabe machen könnte, will ich dir meine Gedanken schreiben. Ich wünschte entweder an diesem Tage, oder vielleicht noch schicklicher den Sonntag darauf, welches zugleich das Johannisfest ist, die Leute mit einem Fest nach meiner Art zu überraschen. Doch davon nächstens mehr.

Nun lebe wohl. Für den Kleinen lege ich ein Briefchen bey. Die Seife soll nächstens ankommen, übrigens muß noch viel gethan werden ehe ich dich wiedersehe. Lebe indessen recht wohl und versorge unsern Meister aufs beste.

Jena am 25. May 1798.

Dazu sende ich dir eine Rehkeule und wünsche daß ihr sie zusammen recht vergnüglich verzehren möget.

G. [157]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9EAA-5