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An Carl Ludwig von Knebel

Den allerbesten Dank für die ausführliche und motivirte freundliche Aufnahme meines neusten Heftes. Freylich wenn man so geraume Zeit bemüht ist ein Dutzend gedruckte Bogen würdig zu füllen, so wünscht man zuletzt einsichtige Theilnahme.

Daß auch die Madaille gut gerathen, ist mir wegen des Künstlers lieb, der dadurch sich in Deutschland bekannt macht, und wegen Soret, der sie vermittelte. Die Büste von Rauch liegt allerdings zum Grunde.

Zu einer Medaille auf das großherzogliche Jubiläum haben wir eine Subscription eröffnet; sie soll in Berlin unter Herrn Rauchs Aufsicht gefördert und vollendet werden; ich weiß nicht ob Herr v. Müller schon eine Anzeige und Aufforderung nach Jena gesendet hat.

Von einer Medaille zum Andenken der Frau Großherzogin war auch die Rede; die Damen wollten sie unternehmen. Das Schlimmste ist, daß außer Klauers Bild weiter keine Spur ihrer früheren Gestalt [204] zu finden. Sie hatte hartnäckig verweigert sich von Weißern, der doch recht geschickt war, nachbilden zu lassen; auch jetzt darf man daran nicht rühren.

Schmeller hat sich noch einigemal an deinem Bildniß, auch in Steindruck versucht; es ist aber keines wieder so gut gerathen als das Ölbild, dem du dich hättest günstiger erweisen sollen. Schmeller wird euch auch bald wieder besuchen; jetzt hat er noch einige Obliegenheiten hier am Orte, die ihn aber nur kurze Zeit halten werden.

In Breslau geben sie Tausend und Eine Nacht in neuerem beliebtem Taschenformat heraus; wie sie sagen, zum erstenmal aus einer tunesischen Handschrift ergänzt und vollständig übersetzt. Wie dem auch sey, so ist der Vortrag dieser ewig anziehenden Märchen sehr natürlich und erfreulich, wie es einer deutschen Prosa der neusten Zeit gar wohl zukommt.

In der sogenannten Vorschule Shakespears von Tieck finden sich drey merkwürdige englische Stücke übersetzt, älteren Ursprungs, wovon das eine gar wohl von Shakespear seyn kann, und unsere Bewunderung dieses einzigen Menschen nur noch vermehren müßte, wenn alle mit meinen Augen sähen, welches ich ihnen jedoch nicht zumuthen kann.

Grüße gelegentlich Herrn Hofrath Gries und nimm meine Glückwünsche zu Bernhards Geburtstagsfeyer.

Mein Sohn bringt mir die Versicherung, daß du dich wohl und heiter befindest.

[205] Hab ich schon von einer sehr glücklichen Übersetzung der serbischen Lieder gesprochen, die ein deutsches, noch nicht genanntes Frauenzimmer zu Stande bringt?

Für eine Bronzemedaille will ich sorgen, es werden deren nächstens welche hier zu haben seyn, indessen mir die übersendete zurück erbitte.

Und so das schönste Lebewohl.

treu anhänglich

Weimar den 30. Juli 1824.

G.


Beykommendes Herrn Geh. Hofrath Eichhorn mit vielen Grüßen und dem besten Dank. Ich habe diese würdige Urschrift gleich wieder zu großer Erbauung durchgelesen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9EF6-C