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An Christiane Vulpius
Montag den 21. Julius 1806.
Dieses ist nun der vierte Brief, den du von mir erhältst. Ich habe indessen nur einen von dir empfangen, und auf den gegenwärtigen antwortest du nicht. Indessen erhalte ich wohl noch einige Nachrichten von dir auf meine vorige Briefe. Heute über 14 Tage, als den 4. August, denken wir wieder abzugehen und können den 7. oder 8. wieder in Jena seyn. Bleibe indessen nur ruhig mit August in Lauchstädt, bis du Nachricht von mir erhältst.
Indessen ist es mir sehr wohl gegangen. Ich habe ohne Arzney mit Wassertrinken und Baden mich hingehalten und keinen Anfall von Schmerzen gehabt, und wenn ich die Cur noch so weiter fortbrauche; so denke ich, wird es von guten Folgen seyn. Es wird fleißig promenirt und an Gesellschaft fehlt es auch nicht. Die Badeliste steigt auf 650 Personen und ich habe manche Bekanntschaft gemacht. Wir essen gewöhnlich zu Hause. Manchmal sind wir zu Gaste geladen. Die hiesige Schauspieler-Gesellschaft hat etwa sechsmal gespielt, ich bin aber noch nicht ins Theater gekommen. Nach allen Erzählungen scheint es wenig erfreuliches zu leisten. Den Ball hab' ich ein einzigesmal besucht, der aber für mich auch nicht unterhaltend war. Von deinen Bekannten wüßt' ich [161] Niemand hier, außer den dicken Herrn von Oertzen, den die Frauenzimmer in Lauchstädt vor ein paar Jahren einander abspänstig machten. Er treibt sein altes Wesen fort, aller Welt die Cour zu machen. So viel für heute. Meine Reisegefährten grüßen. Es ist allerley eingekauft worden. Einen Brief Stecknadeln wirst du erhalten haben, den ich durch Gelegenheit nach Leipzig schickte. Geht wieder Jemand in jene Gegend, so folgt noch etwas.
G.
Donnerstag den 24. Julius 1806.
Dieser Brief ist einen Posttag liegen geblieben, welches mir jetzt angenehm ist, weil inzwischen dein Brief vom 17. Julius ankam. Ich habe zwar wenig hinzuzusetzen; aber doch freut mich's dir sogleich zu sagen, daß mir deine Nachrichten viel Vergnügen gemacht haben. Wenn es dir nach deinem Sinne wohlgeht und Augusten auch, so kann mir in der Ferne nichts erfreulichers begegnen. Dagegen kann ich sagen, daß ich mich von Tag zu Tag besser befinde und daß ich auch für die Folge das Beste hoffe. Wir leben, die kleinen Unbequemlichkeiten der Kur abgerechnet, zwar nicht herrlich, doch in Freuden. An Krebsen und Forellen ist kein Mangel und das übrige Essen ist nicht schlecht. Wir gehen und fahren spazieren; [162] wobey immer ein wenig gezeichnet wird und viel Steine zusammengeklopft werden. Fast täglich giebt es eine neue Bekanntschaft und man könnte lange hier seyn, ohne erschöpft zu haben, was sich alles hier befindet. Übrigens bleibt es bey dem, was auf der vorigen Seite geschrieben steht. Auch erhältst du von mir noch eine Nachricht vor meiner Abreise. Verweile nur in Lauchstädt, bis ich in Jena angekommen bin; und wenn du mit August einige mehrere Kosten hast, so nimm es nicht zu Herzen. Ich wünsche nur euch beyde wohl und vergnügt wieder zu sehen. Daß es mit dem Theater so gut geht, ist mir höchst angenehm. Grüße die Herren Genast und Becker, auch deine nächste Umgebung. Mehr sage ich nicht, damit der Brief geschlossen werde und nicht abermals in dieser Zerstreuung liegen bleibe.