1824, Ende Februar und Anfang März.


Mit Heinrich Meyer

Dank für Ihre [Rauch's] mir sehr werthe Zuschrift vom 26. des vergangenen Monats, welche ich dem Herrn Staatsminister v. Goethe mitgetheilt und von demselben Auftrag erhalten habe, Ihnen zu melden: das Gipsmodell zu einer sitzenden, ihn darstellenden Statue sei glücklich bei ihm angelangt und habe ihn sehr erfreut. Auch mir ist das Anschauen dieses Modells vergönnt worden, noch ehe Ihr vorgedachter Brief angekommen war, und wir glaubten beide übereinstimmend: mit dem Werk, als Entwurf zu einer in Lebensgröße oder drüber auszuführenden Statue könne man ganz wohl zufrieden sein, ja, es sei für gelungen zu achten; es wäre indessen zu wünschen, daß man sich über die etwa vorzunehmenden Abänderungen, ehe die Ausführung im Großen stattfindet, noch mündlich besprechen könnte; denn im schriftlichen Verkehr ist es theils schwer, sich gehörig deutlich zu machen, theils spricht sich jeder Vorschlag als Meinung, ich möchte sagen dictatorisch aus, Herr Staatsminister v. Goethe aber, und wofern auch mir erlaubt sein sollte mitzusprechen, [45] möchten bloß gemeinschaftlich berathend mit Ihnen übereinkommen, hier sei indessen antwortend auf Ihre freundliche, gütige Zuschrift über einiges unmaßgeblich sich geäußert.

Das von Ihnen geschehene Ablehnen des wirklichen gegenwärtigen Costümes ist allen Beifalls würdig. Was wäre da Befriedigendes zu leisten? Und was ließe sich auch bei der sorgfältigsten Ausarbeitung in Marmor auf diesem Wege hoffen? – Ich bediene mich der eigenen Worte des Herrn Staatsministers v. Goethe: »Wie das Costüme, so würde auch die Statue selbst in wenigen Jahren veralten.« – Die antike Bekleidungsweise, welche Sie.. für das Modell gewählt haben, ist ohne allen Zweifel die beste. Ein Bild dieser Art kann für alle Zeiten, rückwärts und vorwärts, gelten, und also möchte... das übersendete Modell als Fundament für die im Großen auszuführende Statue einstweilen angenommen werden. Eine völlige Umbildung scheint uns nicht verlangt werden zu dürfen. Das ruhige Sitzen ist ganz angemessen, und in diesem Sinne wird künftig von selbst das heftige Zurückgehen des linken Arms gemildert, der angezogene rechte Fuß mehr vorwärts gebracht werden; dieses letztere gewährt auch für den Faltenwurf um die Kniee den Vortheil größerer Flächen, ruhigerer Maßen .....

In Beziehung auf den Vorschlag von einer Statue oder vielmehr Gruppe, wo der Dichter auf reichem Throne sitzt, neben ihm eine in den Saiten seiner Leier [46] spielende Psyche, will ich mich abermals mit Herrn v. Goethes eigenen Worten erklären, indem dieselben auch meine Ansicht und, wie ich aus Ihrem Briefe entnehme, die Ihrige ebenfalls ausdrücken; er sagte nämlich: »Der Vorschlag mit der Psyche scheint zu dem Runden keineswegs geeignet. In einem kleinen Relief würde es als artiger Gedanke erheitern.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1824. 1824, Ende Februar und Anfang März. Mit Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A09E-7