1775, 18. November.


Mit Philipp Seidel

Am [*Freitag] den 17. huj. waren wir auf der Redoute ..... Die Nacht schliefen wir also nicht. Die folgende, als Samstag den 18. Nov. um 12 1/4 Uhr legten wir uns. [36] Wir schliefen nun zu Dreien in einer Kammer. Da kamen wir ins Gespräch aus einem ins andere bis zu allen Teufeln. Stell Dir die erschreckliche Wendung vor: von Liebesgeschichten auf die Insel Corsica und auf dieser blieben wir in dem größten und hitzigsten Handgemenge bis Morgens gegen viere. Die Frage, über die mit soviel Heftigkeit als Gelehrsamkeit gestritten wurde, war diese: Ob ein Volk nicht glücklicher sei, wenn's frei ist, als wenn's unter dem Befehl eines souverainen Herrn steht. Denn ich sagte: die Corsen sind wirklich unglücklich. Er [Goethe] sagte: nein es ist ein Glück für sie und ihre Nachkommen; sie werden nur verfeinert, entwildert, lernen Künste und Wissenschaften, statt sie zuvor roh und wild waren. Herr! – sagte ich – ich hätt' den Teufel von seinen Verfeinerungen und Veredelungen auf Kosten meiner Freiheit, die eigentlich unser Glück macht.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1775. 1775, 18. November. Mit Philipp Seidel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A0B5-2