1830, 23. März.


Mit Friedrich von Müller

Ich erntete großen Beifall für meine Arbeit. 1 »Nacherfinden kann man andern nicht leicht, man beurtheilt was schon da ist.« Er war in seinem hintersten Zimmer nach der Straße zu, rings umher Kupferstiche, Zeichnungen etc. die Fülle. »Meine eignen Versuche im Zeichnen haben mir doch den großen Vortheil gebracht, die Naturgegenstände schärfer aufzufassen; ich kann mir ihre verschiedenen Formen jeden Augenblick mit Bestimmtheit zurückrufen. Seit ich die Zeitungen nicht mehr lese, bin ich viel freieren Geistes. Mein Sohn wird in Italien seine eigenen Wege gehen, das Lumpenpack kümmert sich viel um die Väter.«

Wir kamen auf sein Gespräch mit Napoleon und dessen gewöhnlichen Zusatz: Qu'en dit Mr. Goethe? Als ich sagte: es sei schrecklich sich zu sagen, daß das schon 22 Jahre her wäre, erwiederte er: »Man muß es sich auch nicht sagen, sonst wäre es zum Tollwerden. Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag; warum sollen wir uns nicht auch wie kleine Götter darüber hinaussetzen?«


Note:

1 Falk hatte das Gedicht gemacht, als die Großherzogin, an deren Wiederaufkommen man allgemein zweifelte, noch lebte. So erklärt sich die Möglichkeit, daß Falk auf den Tod der Großherzogin, welche 1830 starb, ein Gedicht machen konnte, während er selbst schon im Februar 1826 starb.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1830. 1830, 23. März. Mit Friedrich von Müller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A0EF-F