1827, 3. Januar.


Mit Johann Peter Eckermann

Heute bei Tische sprachen wir über Cannings treffliche Rede für Portugal.

»Es giebt Leute,« sagte Goethe, »die diese Rede grob nennen; aber diese Leute wissen nicht was sie wollen, es liegt in ihnen eine Sucht, alles Große zu frondiren. Es ist keine Opposition, sondern eine bloße Frondation. Sie müssen etwas Großes haben, das sie hassen können. Als Napoleon noch in der Welt war, haßten sie den, und sie hatten an ihm eine gute Ableitung. Sodann als es mit diesem aus war, frondirten sie die heilige Allianz, und doch ist nie etwas Größeres und für die Menschheit Wohlthätigeres erfunden worden. Jetzt kommt die Reihe an Canning. Seine Rede für Portugal ist das Product eines großen Bewußtseins. Er fühlt sehr gut den Umfang seiner Gewalt und die Größe seiner Stellung, und er hat recht, daß er spricht wie er sich empfindet. Aber das können diese Sansculotten nicht begreifen, und was uns andern groß erscheint, erscheint ihnen grob. Das Große ist ihnen unbequem, sie haben keine Ader, es zu verehren; sie können es nicht dulden.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1827. 1827, 3. Januar. Mit Johann Peter Eckermann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A129-3