1805, Ende Juni.
Mit Friedrich Heinrich Jacobi
Als Friedrich Heinrich Jacobi im Jahre 1805 nach München reiste, kam er auch durch Weimar und sprach bei Goethen ein, der ihn mit alter Freundschaft empfing und sich traulich mit ihm hinsetzte. Manches alte Thema wurde hervorgerufen und besprochen, wobei schon einigemal Goethe über den Standpunkt und die Meinungen Jacobi's sehr den Kopf schütteln mußte. Als sie aber allein geblieben waren, kam Jacobi mit der [42] vertraulichen Anfrage: Goethe möchte ihm doch nun einmal unter vier Augen offen und wahr bekennen, was er mit seiner »Eugenie« eigentlich gewollt habe. Goethen war es, wie er nachher selbst gestand, als wenn man ihm einen Eimer kalt Wasser übergösse; er sah plötzlich eine nie zu füllende Kluft zwischen sich und jenem, einen Abgrund ewigen Mißverstehens, und dabei war das Begehren so dumm und albern. Doch faßte er sich, und um nur den Freund und den Abend leidlich abzuthun, sagte er begütigend: »Lieber Jacobi, lassen wir das! Das würde uns für heute zu weit führen. Ein andermal, wenn es sich so fügen will.« Und fing sogleich ein anderes Gespräch an.
[43]