1824, 24. März.
Mit Friedrich von Müller
»Es ist doch besser schlechtes Wetter, als gar keines,« soll Prinz August von Gotha einst gesagt haben. Dies war heute ein Haupttext der Goethe'schen Unterhaltung.
Er sagte, dieser Spruch falle ihm immer ein, wenn er sich über etwas Unvollkommenes ärgere.
[55] So über die schlechte Außenseite der hiesigen Bibliothek. Nie habe er ein Wort darüber verloren, ob er wohl kaum zweifle, daß es ihm leicht gewesen sein würde, den Fürsten zur Abhülfe des Übelstandes zu vermögen.
Schon Schiller habe 1802 an Humboldt geschrieben: »wenn Goethe nur einen Funken Glauben hätte, so würden manche Sachen hier sich bessern lassen etc.«
Viel wurde über die Jubelfeier des Großherzogs gesprochen, besonders über die zu schlagende Medaille; Goethes Neigung zum Negiren und seine ungläubige Neutralität traten wieder recht entschieden hervor. Eine untergehende Sonne über einem Meere, sagte er mit der Legende: »Auch im Untergehen bleibt sie dieselbe« (nach Nonnus) 1, wäre ein für allemal das großartigste Symbol, aber wer wollte dazu rathen?
Überhaupt war er heute in jener bitter humoristischen Stimmung und sophistischen Widerspruchsart, die man so ungern zuweilen an ihm wahrnimmt. Über Gruithusens Behauptung im Monde eine Festung entdeckt zu haben, gerieth er ganz außer sich.
»Den Unsinn verbreitet, offenbare Irrthümer als[56] baare Wahrheit ausgegeben zu sehen, ist das Schrecklichste, was einem Vernünftigen begegnen kann. So ist aber die liebe Menschheit. Indeß muß sie Gott wohl nicht anders haben wollen, sonst hätte er anders mit ihr angefangen.«
nicht, sondern er steht in der im Jahre 1817 erschienenen, Goethe gewidmeten Schrift des spätern Grafen Uwarow: Nonnus von Panopolis der Dichter (St. Petersburg 1817). Wieder gedruckt in den Études de Philologie et de Critique 1843 pag. 169 sq.
[57]