1815, 4. October


Bei Karl Christian Emelin

Gegen Abend besuchten wir [Goethe und Boisserée den Geheimen Hofrath] Emelin und fanden bei ihm die Vallisneria spiralis, das merkwürdige, gewissermaßen sich selbst bewegende Wasserpflänzchen, das er von Montpellier mitgebracht. Herr Sensburg kam, blieb aber nicht lang; dann Oberforsträthin Lattrop und andere Frauen, und Hebel. Dieser ward von der Lattrop, einer Niedersächsin, zum Hersagen von einem Gedichte genöthigt. Der freundliche Mann muß endlich nachgeben, und übersetzt jeden Vers ins Hochdeutsche. Goethe ward grimmig darüber; man sollte doch dem Dichter die Ehre anthun, seine Sprache zu lernen. Die Niedersächsin wird, da sie noch wiederbellt, schön mit ihrem Niedersächsisch und dem Norden geschoren. Goethe lobt das Oberländische, sagt noch etwas, sich auf ein Liebchen beziehendes Elsaßisches her.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1815. 1815, 4. October Bei Karl Christian Emelin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A24D-D