1825, 3. September.


Mit Großherzog Carl August

Das Zusammentreffen des Großherzogs an seinem Jubiläumstage mit Goethe war der Moment, der den Gefeierten sichtbar am meisten erschütterte. Mit beiden Händen hatte der Großherzog Goethes Hände ergriffen, der vor Rührung nicht zu Worte kommen konnte und endlich nur sagte: »Bis zum letzten Hauch beisammen!« Der Großherzog zeigte bald wieder Fassung und ich hörte: »O, achtzehn Jahre und Ilmenau!« Es folgten Erinnerungen an jene Vergangenheit und in höchster Lebendigkeit schloß der Großherzog seine erste Rede mit der Wendung: »Gedenken wir aber dankbar besonders daran, daß uns auch heut noch erfüllt ist, was uns einst in Tiefurt vorgesungen wurde:

Nur Luft und Licht
Und Freundeslieb'!
Ermüde nicht,
Wem dies noch blieb.«

»Dies Dreifache gab mir, was ich gegeben,« antwortete Goethe, den die innerste Bewegung noch nicht verlassen hatte, als ihn der Großherzog umarmte und dann zu einem Fenster hinzog, wo beide leise sprachen, [222] sodaß nur die letzten Worte des Großherzogs zu vernehmen waren: »Ich werd' es ja noch erleben.« Wie man später erfuhr, so bezogen sich diese Worte auf die Jubelfeier der Ankunft Goethes in Weimar, über welche der Großherzog an diesem Tage eine Bestimmung traf.

[223]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1825. 1825, 3. September. Mit Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A2A5-3