1806, 24. Januar.


Aus dem Vortrag für Damen

Noch lieber möchte ich [Henriette v. Knebel] Dir [Karl v. Knebel] von Goethes letztem Vortrag vom vorigen Mittwoch Bericht abstatten können, der mir[25] ganz außerordentlich wohlgefiel. Es war das angenehmste Gefühl, sich mit ihm gleichsam auf eine höhere Stufe gestellt zu sehen, und wirklich, die schönste menschliche Natur belebte sich auf's neue in ihm. Er sprach von dem Bezug, den der Mensch zu sich selbst und zu den Dingen außer ihm hat, so reich, reif und mild, daß ich wirklich noch nie so habe sprechen hören. Ich wünschte, er hätte die Rede aufgeschrieben; mich dünkt, sie allein müßte ihm den Ruhm eines seltnen Menschen machen. Ich selbst dünkte mich glücklicher und vornehmer durch die unzähligen Fäden, durch die wir mit Himmel und Erde zusammenhängen. Es ist eine wahre Freude, wenn der Geist wie die Natur alt und doch so verjüngt sich darstellt – ein kräftiger, erfreulicher Frühlingshauch.

[26]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1806. 1806, 24. Januar. Aus dem Vortrag für Damen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A3EB-0