1826, 19. Juni.


Mit Friedrich von Müller

Zwischen dem Hofe war ich bei ihm. Wir unterhielten uns über die Medaillen-Angelegenheit, sodann über die griechischen Successe. Seit acht Tagen habe er sich ungemein mit Reisebeschreibungen, Karten und Kriegsgeschichten von Griechenland beschäftigt; daß sie einen Dictator erwählt, sei ganz recht. Er kam auf die Residenz des Königs von Audh 1, der die sieben Seen der persischen Sprache herausgegeben, sprach über Tartuffe und dessen geniale Exposition, den Goethe erst in diesen Tagen wieder gelesen. Nebenbei spielte [295] Wolf mit einem Papier, das er zerriß und auf dem sich die allerliebsten kleinen Verse fanden:

»Erinner' ich mich doch spät und früh
Des lieblichsten Gesichts;
Sie denkt an mich, ich denk' an sie,
Und beiden hilft es nichts.«

Note:

1 Vergl. die beiden Gedichte Goethes gegen ›Erkenne Dich selbst‹: »Erkenne Dich – Was soll das heißen« und »Erkenne Dich, was hab ich da für Lohn.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1826. 1826, 19. Juni. Mit Friedrich von Müller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A58F-0