1830, 1. Juli.


Mit Friedrich Wilhelm Riemer

Von tausend Gelehrten [sagte Goethe] seien neunhundertneunundneunzig, denen eine Sache nichts angehe, wovon der eine fait mache und sie durchsehe. Diese ließen das gut sein, weil ihnen nichts daran liege, wie auf dem Bazar kein Kaufmann etwas dagegen habe, daß der andere seine Perlen loswerde, wenn er nur seine Shawle verschleißen könne.

Ich bemerkte, daß nicht bloß Gleichgültigkeit, sondern auch Interesse obwalte, die Sache des andern zu fördern, damit unsere auch abgehe; denn obgleich die Wissenschaften durch ein allgemeines Vinculum umschlungen zu sein gerühmt würden, so nähme eine jede doch nur von der andern gewisse lemmata (Heischesätze), berufe sich imübrigen auf die respective Wissenschaft, unbekümmert, wie es damit stehe.

Goethe kam durch obige Bemerkung darauf, zu[318] sagen (wir sahen eben die große Wirkung eines Wolkenbruches): für die Geologen, welche die Gebirge aus der Erde emporquetschen, habe es bis dahin keinen Wasserabfall gegeben. Und ich bemerkte, die Erde sei, wie das Dotter vom Eiweiß, so rings mit Wasser umrundet gewesen, daß sie darin geschwommen; durch die Blähungen des Erdkörpers sei nun erst ein Ablauf und eine Sammlung in Tellen entstanden.

[319]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1830. 1830, 1. Juli. Mit Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A61D-A