1824, 25. November.
Mit Friedrich von Müller
Von 4 – 5 1/2 Uhr war ich ganz allein bei Goethe. Er sprach von Walter Scott, der durch seine Schriftstellerei an 80,000 Pfund gewann, aber sich selbst und seinen wahren Ruhm dafür verkauft habe; denn im Grunde sei er doch zum Pfuscher geworden; denn seine meisten Romane seien nicht viel werth, doch immer noch viel zu gut fürs Publicum. – Den Schrittschuh-Almanach 1 mit Gedichten von Klopstock, Cramer u.s.w., meinte er, verstehe jetzt kein Mensch mehr recht. Klopstock war doch immer sehr vornehmthuerisch, steif und ungelenk in seinen Dichtungen, und über »Fiesco«, bei Gelegenheit der Bearbeitung von Ancelot äußerte er, es sei ein wildes Stück, das den Todeskeim gleich in sich getragen habe. Diese Verschwörungsgeschichten alle, die den frühern Dichtern im Kragen staken, sind im Grunde nichts als revolutionäre Schwärmereien, gewöhnlich ist der Ermordete gerade der Beste oder Unentbehrlichste.
1 Der Eislauf . . . Taschenbuch. Nürnberg 1825.