1822, 24. September.
Abend bei Goethe
Den Abend bei Goethe zugebracht mit Meyer, Goethes Sohn, Frau von Goethe und seinem Arzt Rehbein. Goethe war heute besonders lebhaft. Er zeigte[202] mir [Soret] prächtige Lithographien (von Strixner nach Gemälden der Boisserée'schen Sammlung) aus Stuttgart, etwas so Vollkommenes in dieser Art, wie ich noch nicht gesehen. Darauf sprachen wir über wissenschaftliche Dinge, besonders über die Fortschritte der Chemie. Das Jod und das Chlor beschäftigten Goethe vorzugsweise; er sprach über diese Substanzen mit einem Erstaunen, als ob ihn die neuen Entdeckungen der Chemie ganz unvermuthet überrascht hätten. Er ließ sich etwas Jod hereinbringen und verflüchtete es vor unsern Augen an der Flamme einer Wachskerze, wobei er nicht verfehlte, uns den violetten Dunst bewundern zu lassen, als freudige Bestätigung eines Gesetzes seiner Theorie der Farben.
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